Vorbericht VfL Lübeck-Schwartau
22. Dezember 2021
Geisterspiel gegen Eisenach
23. Dezember 2021

Weihnachtsgrüße:

Über Selbstverständnis, Selbstverständlichkeit und Dankbarkeit

20.12.2021, 23:12 Uhr Irgendwie hängt mir das Training unserer A-Jugend heute noch etwas nach. Es war die letzte Handballeinheit der A-Jugend, die ich zusammen mit Martin für dieses Jahr begleiten durfte, vermutlich das letzte richtige Handballtraining im Jahr 2021. Tatsächlich glaube ich, dass ich jetzt schon wehmütig bin. Wehmütig, weil mir diese Energie die nächsten zwei Wochen fehlen wird. Wehmütig, weil der Virus in jedem Fall einen regulären Spielbetrieb im Januar verhindern wird und der BHV unlängst die Pause über den 9.1 hinaus (bis Ende Januar) verlängert hat. Rückkehr in den Spielbetrieb: Frühestens zum Februar, wenn wir allerdings ehrlich zu uns sind, wir wissen es nicht. Ich bin wehmütig, weil es einfach Freude bereitet, mit unseren jungen Talenten zu arbeiten, zu sehen, wenn ein Spieler etwas umsetzt an dem man gemeinsam lange gearbeitet hat: Einen coolen neuen Move probiert oder im Squat 10 Kilo mehr Gewicht schafft als noch vor ein paar Monaten. Wehmütig, weil wir nicht wissen, ob uns die Virusvarianten den geplanten Trainingsstart am 03.01.2022 vermasseln werden. Wehmütig, weil wir aus den letzten zwei Jahren wissen, wie schnell es wieder „vorbei“ sein kann.

Ich bin wehmütig, weil die Arbeit mit unseren Nachwuchsspielern und unseren Jungwölfen in diesem Jahr einfach eine Bereicherung war. Es war eine sportliche Bereicherung, die mich dankbar macht mit diesen tollen Athleten zusammenarbeiten zu dürfen. Es war vor allem aber auch eine menschliche Bereicherung. Nach Monaten mit Kontaktbeschränkungen in der ersten Jahreshälfte sicherlich etwas, nachdem sich alle von uns sehnten: Bewegung und Begegnung.

Ob es die Spiele in der Deutschen Meisterschaft der männlichen B-Jugend waren, der souveräne Sieg unserer B-Jugend gegen den TV Großwallstadt kurz vor der Saisonunterbrechung, die Entwicklung unserer D-Jugend vom ersten bis zum vorerst letzten Saisonspiel, unsere Herren III, die sich plötzlich an der Spitze der Tabelle wiederfindet, oder das Spiel unserer Jungwölfe gegen Erlangen-Bruck in dem Hanno Märker in einem Herzschlagfinale den Führungstreffer einnetzt. Spieler, die ihr erstes Spiel nach fast einem Jahr gemacht haben. Egal ob Zuschauer*in, Fan, Spieler*in oder Trainer*in – jede und jeder hatte ihre oder seine Momente in diesem Jahr an die man gerne zurückdenkt. Momente, die in der Erinnerung ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit auslösen – und ein bisschen Wehmut darüber, dass der Moment vergangen ist.

Selbstverständlichkeit: Für uns als Sportverein ist wenig selbstverständlich gewesen in den letzten fast zwei Jahren. Weder ein regulärer und unkomplizierter Trainingsbetrieb noch ansatzweise ein normaler Wettkampfbetrieb. Dass wir in diesem Jahr zumindest einen Großteil der Hinrunde spielen durften und unsere Sportler und Sportlerinnen die Möglichkeit hatten, sich zumindest in einigen Meisterschaftsspielen zu beweisen, ist nicht selbstverständlich gewesen – und wir sind sehr dankbar dafür.

Dankbarkeit: Ja, wir waren und sind dankbar für jedes Stückchen Normalität. Egal ob im privaten Bereich oder im Handball - wir sind dankbar und froh für alles, was wir dieses Jahr gemeinsam machen und erleben durften. Dankbar sind wir für alle, die uns die Treue gehalten haben – und unseren Verein wieder mit aus dem unfreiwilligen Winterschlaf geholt haben: Allen voran DANKE an unseren Sportler*innen und Trainer*innen in der DJK Rimpar und jetzt auch bei der HSG Pleichach. DANKE an unsere Sponsoren und Gönner, die den Handballsport in Rimpar mit Überzeugung unterstützen. DANKE an unsere Helfer*innen, die sich um schlichtweg fast alles kümmern: Auf- und Abbau, Catering, Hygienekonzept, Instandhaltung der Halle, Hausmeistertätigkeiten, Busfahrten und, und, und…

Selbstverständnis: Spannendes Thema, auch weil es hierzu im Verein durchaus konträre Blickpunkte gibt. Standpunkte, die sicherlich alle ihre Berechtigung haben. Fakt ist: Wir spielen seit 2013 in der 2. Bundesliga. Das ist Profisport und trotz eines bescheidenen Budgets mischen wir doch recht erfolgreich Jahr für Jahr im Haifischpool der stärksten zweiten Liga der Welt mit. Das „Spiel“ müssen wir also mitspielen - mit allen seinen Für und Wider. Fakt ist außerdem: Wir sind einer der renommiertesten Ausbildungsvereine Bayerns geworden. Diesen Status haben wir uns in den letzten Jahren durch die exzellente Arbeit unserer Nachwuchstrainer hart erarbeitet. Dieses Niveau zu halten bedarf permanenter Nachjustierung, Verbesserung und Entwicklung. In der Zusammenarbeit mit Julian Thomann sind besonders unsere Wölfe, Jungwölfe und A-Jugend enger zusammengerutscht. Unser Selbstverständnis ist gewachsen. Das daraus entstehende Spannungsfeld müssen wir gemeinsam nutzen, um uns als Verein weiterzuentwickeln.

Als ich den Bericht fertig schreibe ist es inzwischen Mittwoch, 22.12.2021, 20:39 Uhr. Unsere Wölfe kämpfen gerade im in der Hansehalle um zwei wichtige Punkte. Egal wie das Spiel ausgeht – die Liga ist eng wie nie und wir werden wieder noch ein bisschen enger zusammenrutschen müssen. Wir werden uns mit der pandemischen Situation nach Neujahr als Sportverein wieder neu auseinandersetzen müssen und genauso flexibel wie in den vergangenen Monaten Lösungen für die neuen Herausforderungen finden.

Bis dahin wünschen wir Ihnen ein FROHES WEIHNACHTSFEST und EINEN GUTEN START INS NEUE JAHR. Wir blicken mit (An)Spannung, aber auch mit Freude und Zuversicht auf das neue Jahr. Die Wehmut, die uns in der unfreiwilligen Pause jetzt antreibt, die Sehnsucht nach dem Sport, wird uns auch nach der Weihnachtsruhe wieder zusammenbringen.

Nothing can stop, what we can do together.

BK