Richtungsweisendes Spiel gegen Eisenach
(at) Als der bis dahin amtierender Co-Trainer der Eisenacher, Arne Kühr, Mitte Dezember letzten Jahres die Nachfolge seines ehemaligen Chefs Christoph Jauernik antrat, wusste er, welch schweres Amt ihm da angetragen worden war. Zu diesem Zeitpunkt saß der Ex-Erstligist auf einem der Abstiegsplätze irgendwie wie festgewachsen, während sich die Fachwelt fragte, wie das bei einem nominell so starken Kader sein konnte. Denn neun Spieler der Lutherstädter haben Erstligaerfahrung, eigentlich etwas, auf das man als Trainer zumindest im Abstiegskampf wie eine Bank setzen kann. Vielleicht war das auch ein Grund für den beschlossenen Wechsel der sportlichen Leitung des Teams, gefruchtet hatte es dann allemal, denn den damals wie heute stark auftretenden Westfalen aus Hamm wurde im ersten Heimspiel gleich einmal ein Punkt abgeknöpft. Als auch die anschließende Auswärtspartie gegen die ehemalige Mannschaft des neuen Eisenacher Spielmachers Ibai Meoki Extebeste, die HG Saarlouis, klar gewonnen wurde und man gegen Aue einen Punkt in der heimatlichen Halle behielt, wähnte man sich zu Recht wohl auf dem richtigen Weg. Und auch die folgende, denkbar knappe Niederlage in Nordhorn konnte daran wohl nicht viel ändern. Dass man allerdings am letzten Wochenende den in der Lutherstadt angereisten Emsdettenern zwei Punkte mit ins Gepäck gab, war wohl weniger absehbar gewesen. Entsprechend groß war natürlich die Enttäuschung, denn nun parkt man wieder auf einem der Abstiegsplätze und muss darauf hoffen, diese Scharte irgendwie auszuwetzen.
Das weiß auch Wölfe-Trainer Matthias Obinger, für den genau dieser Umstand die Gefährlichkeit des Teams von seinem Trainerkollegen Kühr ausmacht. Denn ihm ist die derzeitige Auswärtsstärke der Lutherstädter natürlich nicht verborgen geblieben. Zudem glaubt auch er, wie viele seiner Fachkollegen, dass die Eisenacher völlig unter ihren Möglichkeiten platziert sind. Immerhin haben sie mit dem Ex-Löwen Matthias Gerlich und dem Ex-Magdeburger Alexander Saul, der schon eine Vizemeisterschaft in seinen Referenzen ausweisen kann, eine Rückraumachse vom Allerfeinsten, denn die beiden sind allein schon für 50% aller Tore ihres Teams verantwortlich. Dazu tritt mit Meoki Extebeste ein vormaliger spanischer U21-Nationalspieler, der schon beim ehemaligen Champions-League-Sieger San Antonio seine Einsätze hatte und mit dem die Wölfe so ihre, auch mal unliebsamen Erfahrungen gemacht haben. Andererseits weiß Obinger auch, dass man diese Mannschaft schlagen kann, denn genau das hat sein Team seit Mai 2015 in ziemlicher Regelmäßigkeit getan. Zuletzt nahm man beim 28:29 im Hexenkessel der Werner-Assmann-Halle beide Punkte mit nach Rimpar. Auch diese Scharte wird Arne Kühr wohl auswetzen wollen, denn der Stachel dieser Niederlage saß damals doch recht tief.
Nun haben die Wölfe am letzten Wochenende ausgerechnet gegen die Mannschaft, gegen die die Lutherstädter ihren ersten Punkt in der Ära Kühr geholt haben, eine ziemlich klare Niederlage einstecken müssen, als sie gegen Hamm mit 27:22 den Kürzeren zogen. Mangelnde Chancenauswertung machte Trainer Obinger als eine Hauptursache aus, etwas, das gegen jede Mannschaft in der zweiten Liga schnell zur Achillesferse heranreifen kann. Hier muss sich also einiges ändern, will man um den Aufstieg zumindest noch ein Wörtchen mitreden. Andererseits ist eine solche Niederlage auch kein Beinbruch, denn bei einer Mannschaft, die auf dem ersten Platz der Heimtabelle noch vor dem Bergischen HC steht, wird es nahezu jede andere schwer haben zu punkten. Deshalb gibt es auch keinen Grund, unruhig zu werden. Allerdings muss man sich bewusst machen, dass ein solches Heimspiel wie das gegen die Lutherstädter auch richtungsweisenden Charakter hat. Will man oben dran bleiben und sich nicht abhängen lassen, wird dies nur gelingen, wenn man mit allem, was zur Verfügung steht, darum kämpft. Ein Publikum, das schon so manches Spiel zu einem erfolgreichen Ende gepuscht hat, wird dazu bereitstehen. So braucht es nur noch eine Mannschaft, die an die ausgezeichneten Leistungen in den Spielen gegen Saarlouis, Dessau, Hildesheim und Hagen anknüpft. Dann sollte alles für ein großartiges Handballfest angerichtet sein.
Bild: (c) Carola Endres