Hammer-Doppelspieltag!
(at) Was für ein Wochenende! Zwei echte Liga-Schwergewichte sind da angesagt, wenn zunächst der Erstligaabsteiger des letzten Saison, HBW Balingen-Weilstetten, sein Gastspiel in der sOliver-Arena geben wird und zwei Tage später zum derzeitigen Tabellenzweiten, SG BBM Bietigheim, gereist werden muss. Da sind schon richtige Optimisten gefragt, wenn man da auf reiche Punkteernte für die Wölfe setzen möchte. Allein die Art und Weise, wie beide Teams am letzten Spieltag ihre Gegner aus ihren Hallen gefegt haben, könnte dem einen oder anderen angst und bange machen, wurden doch Konstanz in Balingen mit 32:22 und Aue in Bietigheim mit sage und schreibe mit 41:19 (!) abgefertigt, ohne auch nur einen Hauch einer Chance gehabt zu haben. Beides Mannschaften im Übrigen, gegen die sich die Wölfe deutlich schwerer getan hatten, der relativ knappe 25:23-Heimerfolg gegen Aue mag dafür ein Zeugnis sein. Da kommt also einiges auf die Unterfranken zu, wie viele Unwetter, die sich häufig aus südwestlicher Hemisphäre ankündigen.
Mit Balingen-Weilstetten hat sich zudem ein Team angesagt, das viel Bekanntes im Gepäck hat, obwohl beide Teams sich in der Bundesliga noch nie begegnet sein können, da die Schwaben nach vielen Jahren im Oberhaus erstmalig abgestiegen sind und die Wölfe erst seit fünf Jahren in der zweiten Liga spielen. Doch da ist zunächst Balingens neuer Chefcoach, Jens Bürkle, jener Trainer, der die Wölfe von der dritten in die zweite Liga geführt hat und der die meisten Akteure der Unterfranken bestens kennt. Darüber hinaus spielen mit Benjamin Herth und Benedikt Brielmeier bei den Wölfen zwei Spieler, die jahrelang in Balingen aktiv waren. Und dann ist Balingen nach dem Abstieg und dem dann üblichen Aderlass auf Einkaufstour gegangen und hat sich einige der besten Spieler von den Zweitligaabsteigern Neuhausen und Leutershausen , Jona Schoch und Valentin Spohn einverleiben können und den bärenstarken Ex-Konstanzer Gregor Thomann zur Rückkehr an alter Wirkungsstätte überreden können, alles Akteure, mit denen die Wölfe schon in der letzten Saison so ihre Probleme hatten.
Wer Jens Bürkle kennt, weiß natürlich, dass er die Trauben für den derzeitigen Drittplatzierten nicht allzu hoch hängen will, für Hybris ist er wahrlich nicht bekannt. Aber es ist auch klar, dass er nicht als Nachfolger für den gescheiteren Runar Sigtryggsson geholt wurde, um aus der jungen, strebsamen Truppe um den 135fachen Nationalspieler Martin Strobel irgendwann mal ein erstligataugliches Team zu machen. Nein, sein Auftrag ist jedem klar, der diesen Wechsel an der sportlichen Spitze der Mannschaft mitverfolgt hat: er soll die Mannschaft insbesondere nach dem 28:39-Debakel gegen Hamm umgehend auf die Erfolgsspur bringen und zurück in die erste Liga führen. Und dass er als erstligaerfahrener Trainer liefern muss, steht außer Frage. Denn diese Mannschaft ist natürlich auch dafür prädestiniert, diesen Auftrag umsetzen zu können. Da stehen nicht nur junge hungrige Spieler auf dem Platz, sondern auch die Erfahrung von nahezu 450 internationalen Einsätzen, allein das tschechisch-tunesische Torwartduo Thomas Mrkva und Marouen Maggaiz kommt auf über 250 Länderspiele. So etwas ist nicht auf dem Ramschmarkt zu haben, und es wäre sicher vermessen und leicht durchschaubar, wenn das alles kleingeredet werden würde.
Wölfe-Trainer Matthias Obinger ist daher klar, was da auf sein Team zukommt. Er weiß, was seine Jungs in den letzten schweren Spielen geleistet haben. Zwei nicht unbedingt erwartbare Siege in Wilhelmshaven und bei Lübeck-Schwartau und eine denkbar knappe Heimniederlage gegen den bislang souverän auftretenden Bergischen HC sprechen da für sich. Doch dass die beiden Gegner dieses Wochenendes absolute Ligaschwergewichte sind, ist ihm gleichermaßen bewusst. Balingen wird ein neues Gesicht zeigen und sich, seiner Favoritenrolle bewusst, daran machen, Bietigheim vom zweiten Platz zu verdrängen. Der Zweitplatzierte dagegen wird seine Chance wittern, im Kampf um die Aufstiegsplätze ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, denn das Potenzial dazu hat das heimstarke Team von Trainer Hartmut Mayerhoffer mittlerweile allemal. Bleibt zu hoffen, dass die Wölfe in diesem Zweikampf nicht unter die Räder kommen, sondern sich wehrhaft zeigen. Bislang war es eine Attitüde Balingens, sich als „Gallier von der Alb“ zu präsentieren, um gegen die Macht der Großen im deutschen Oberhaus zu bestehen. Die Rollen haben sich geändert. Jetzt müssen sie liefern!