Statement zum Corona-Fall im Nachwuchsbereich
Am Samstagmittag ist eingetreten womit wir früher oder später gerechnet haben – bzw. besser gesagt rechnen mussten. Der Vater eines Nachwuchsspielers rief mich an: Sein Sohn wurde positiv auf Corona getestet. Am Dienstag war besagter Spieler unserer mB-Jugend das letzte Mal im Training. Diese Information zog zuerst einen Rattenschwanz an Telefonaten und eiligst anberaumten Zoom-Meetings nach sich. Am Ende stand fest: Herren 2 darf spielen, Herren 3 (Kontakt über vier Übungsleiter im Training), mC- und mA-Jugend wurden vorsichtshalber abgesagt. Sieben Monate nach dem Lockdown warten wir noch immer auf unser erstes Bayernliga Jugendspiel. Wir haben aktuell keine Verletzten, die Kader wären vollzählig gewesen, das Hygienekonzept steht. Wir waren alle bereit für den Saisonauftakt. Leider wurde wieder nichts daraus. Nur unsere mC2-Jugend startete in der Landesliga bereits am Samstag früh, das Spiel war bei Eintreffen der Nachricht bereits beendet. Zum Glück hatte keiner unserer Spieler, die am Samstag gespielt haben, direkten Kontakt mit dem positiv getesteten Spieler im relevanten Zeitfenster.
Nach einem Telefonat mit dem Gesundheitsamt am Samstag Spätabend war dann auch klar: Keiner unserer Spieler wird als Erstkontakt gewertet, da es sich bei dem infizierten Spieler um einen Torhüter handelt. Drei unserer A-Jugendspieler müssen allerdings als Kontaktperson ersten Grades (außerhalb des Trainingsbetriebes) in Quarantäne.
Sicherlich waren unsere Reaktionen sehr restriktiv und konsequent. Nichtdestotrotz sind wir als Abteilungsleitung nicht bereit, die Verantwortung mögliche Ansteckungen zu tragen. Daher haben wir alle Spieler, die im Trainingsbetrieb Kontakt mit dem infizierten Spieler hatten, der Vorsicht wegen zum Testen geschickt und den Trainingsbetrieb auf Eis gelegt. Das heißt unsere Athleten trainieren aktuell selbstständig zuhause. Eine Rückkehr in den Trainingsbetrieb ist frühestens für Donnerstag angesetzt. Ob eine ausreichende Menge an negativen Tests bis zum kommenden Wochenende vorliegt, um den Spielbetrieb wieder aufzunehmen hängt sicherlich davon ab, wie stark in den kommenden Tagen die Testkapazität in Würzburg und Umgebung ausgereizt ist. Am Wochenende zu Testen ist in Würzburg (anders als im Großraum München) aktuell nicht möglich. Sportler und Trainer, die umgehend versucht haben Termine zu vereinbaren, wurden auf den kommenden Mittwoch oder Donnerstag vertröstet. An den Trainingsbetrieb ist an dieser Stelle nicht zu denken. Ob die Ergebnisse der Tests rechtzeitig da sind, um die angesetzten Spiele am Wochenende zu bestreiten werden wir am Samstag entscheiden können.
Vielen Dank an dieser Stelle an alle beteiligten Parteien, die sich kooperativ gezeigt habe: Die Spielleitenden Stellen, unsere Gegner und die Talentförderung.
An dieser Stelle müssen wir uns auch die Frage stellen, wie dieser Weg so weiter zu bestreiten ist. Alle drei Spiele unserer mB-Jugend mussten bisher abgesetzt werden (Auf Grund von Corona-Verdacht oder Krankheit beim Gegner). Bereits zwei Spiele unserer Herren 3 sind ausgefallen und der Saisonauftakt für unsere C- und A-Jugend ist ebenfalls Corona zum Opfer gefallen. Wir hätten diese Spiele gerne gespielt, wir haben viel Zeit und Mühe in der sehr langen Vorbereitung investiert, und waren jedes Mal genauso enttäuscht, wenn ein Spiel abgesagt wurde wie unsere Gegner an diesem Wochenende vermutlich. Von einem regelmäßigen Spielbetrieb, der auch eine Aussage über den Leistungsstand der Mannschaft macht, sind wir aktuell weit entfernt.
Damit stehen zwei Möglichkeiten im Raum:
1. Möglichkeit: Wir haben alle zu sehr Angst vor dem Virus und reagieren viel zu überdreht.
Möglichkeit 2: Ein Spielbetrieb während einer Pandemie ist nicht nur „herausfordernd“ und fordert nicht nur „Verständnis“ füreinander. Nein, er ist auch eine potentielle Gefahr, der wir uns bewusst sein müssen und er führt zu derartigen Einschränkungen, dass wir es eigentlich nicht mehr „Spielbetrieb“ nennen sollten. Ich bin weder Hobby-Virologe noch Hobby-Ethikrat. Ich stelle mir nur die gleichen Fragen, die sich viele ehrenamtliche mit Verantwortung im Verein im Moment stellen: Können wir unter diesen Umständen spielen? Ich stehe viermal wöchentlich mit unseren Nachwuchstalenten in der Halle und trainiere sie. Ich spiele selbst und schaue die Spiele unserer Mannschaften an. Wir lieben den Handball und natürlich wollen wir endlich wieder Normalität. Nur da können wir uns nun mal aktuell nicht aussuchen. Wir können aber durch umsichtiges Verhalten einen sehr großen Beitrag leisten. Ich habe keinerlei „Angst“ vor dem Virus, aber die Verantwortung, die im Moment auf uns lastet, die „richtige“ Entscheidung zu treffen ist enorm. Ich sehe nicht, dass diese Sorgen und bei einigen sicherlich auch Ängste um die eigene Gesundheit oder die Gesundheit anderer, gesehen wird.
Bisher hatten wir in dieser Pandemie vor allem das große Glück in einem der wenigen Länder zu leben, welches die Lage frühzeitig in den Griff bekommen hat. Die Liste an Ländern, denen das nicht gelungen ist, ist ungemein länger. Wir haben bereits in unserem
offenen Brief an den BHV den überhasteten Saisonstart kritisiert. Ich hoffe keiner ist so vermessen und bezeichnet diesen retrospektiv als „gelungen“. Es sind mehr Spiele ausgefallen als stattgefunden haben. Es ist utopisch den angesetzten Spielplan bis zum Ende der Saison durchzubekommen. Ich habe schon jetzt mehr Spiele zu verlegen als (vernünftige) Ausweichtermine vorhanden sind. Doppelspieltage oder Spiele unter der Woche. Das halten wir auf Bayernliga-Ebene nicht für durchführbar!
Ich habe keine „Angst“, ich mache mir Sorgen, wenn ich die große Zahl an Vereinen sehe, die vor der Situation kapitulieren müssen, Mannschaften, die zurückgezogen werden und Spiele, die ausfallen. War das die beste Lösung, die man hierfür finden konnte? Wie geht es weiter? Was ist die Strategie für die kommenden Wochen?
Bastian Krenz