Sieg in der Hansehölle
Vfl Lübeck-Schwartau vs. DJK Rimpar Wölfe 21:28 (12:11)
Ein wenig klammes Gefühl mochte der eine oder andere Spieler der Wölfe gehabt haben, als er knapp fünf Monate nach dem denkwürdigen Spiel, in dem es für sie um alles, den Gegner aber um nichts mehr ging, die Stätte ihrer damaligen, so schmerzlichen Niederlage betrat. Noch nie hatte man aus dieser Hansehölle etwas Zählbares mitnehmen können, kein mal, nimmt man jenes letzte Spiel aus, dort wirklich eine Chance gehabt. Und nun traf man erneut auf diese Mannschaft, die sich in dieser Saison bislang zuhause schadlos gehalten hatte, zudem auf einem der beiden begehrten Aufstiegsplätze rangierte und vor Selbstbewusstsein nur so strotzte.
Entsprechend gehemmt wirkten die Wölfe in den ersten zehn Minuten der Auseinandersetzung. Kaum eine Aktion wollte gelingen, Anspiele an den Kreis gingen verloren, und was dann tatsächlich auf das gegnerische Tor kam, wurde von Lübecks Torhüter, Dennis Klockmann, pariert. Nicht gut sah es für die Gäste aus, als nach nahezu einem Viertel der Spielzeit ein 6:1 für den Gastgeber auf der Anzeigetafel aufblinkte, auch wenn die Zeitnehmer ein wenig Probleme mit der Technik hatten und schon mal vorrübergehend ein 16:1 erscheinen ließen. Irgendwie schien es, als nahm es das Publikum mittlerweile schon recht locker, denn so mancher Ruf schallte auf die Spielfläche, dass man das ruhig schon mal so stehen lassen könne. Auch als erste Anstrengungen um eine Verbesserung des Spielstandes fruchteten, kamen die Norddeutschen zu recht einfachen Toren. Gerade Oliver Milde, seines Zeichens mittlerweile Topshooter seines Teams, netzte dreimal hintereinander gekonnt ein, und es sah nicht so aus, als würden die Wölfe an diesem Tag viel Land in der Hansehölle zu Gesicht bekommen.
Doch Handball wäre ein langweiliger Sport, wenn alles immer nur nach Plan liefe und die Gastgeber sich schon beim Stand von 9:5 auf der Siegerstraße hätten wähnen dürfen. Denn einige Änderungen von Trainer Matthias Obinger im Spielaufbau und ein Wechsel des Torwarts sollten die Akzente setzen, die letztlich dazu führten, dass sich die Wölfe in bewährter Weise Tor um Tor herankämpften. Insbesondere Steffen Kaufmann zeigte wieder einmal seine Werferqualitäten und hielt seine Mannschaft wenigstens auf Schlagdistanz. Es war aber vor allen Dingen die Stunde von Andreas Wieser, jenem Torwart, der es normalerweise schwer hat, neben einem der besten Keeper der Liga, den erfahrenen Max Brustmann, Spielzeit zu ergattern, doch an diesem Tag auf den Punkt das abrufen konnte, was man von ihm erhoffte. Er war es, der durch eine Serie von Glanzparaden seiner Mannschaft ermöglichte, nur mit einem Eintorerückstand die Seiten zu wechseln. Und er war es auch, der in der zweiten Hälfte mit seinen Aktionen ungläubige Gastgeber zur Verzweiflung brachte. Mit einer Quote von 57% gehaltener Bälle erreichte er einen Ligaspitzenwert. Das gab seinem Team merklich mehr Sicherheit, denn neben der immer aggressiveren Abwehrarbeit, fruchtete jetzt auch das Positionsspiel, bei dem Benedikt Brielmeier, Partick Schmidt und natürlich Steffen Kaufmann ihre Werferqualitäten unter Beweis stellen konnten. Der immer zielorientierter agierende Rückraum eröffnete jetzt dem Kreisspiel mehr Möglichkeiten, so dass auch Jan Schäffer und der sich immer besser im Verbund zurechtfindende Patrick Gempp ihre Akzente setzten konnten.
Als in der 43. Minute Andreas Wieser einen scharf geworfenen Ball seines ehemaligen Mannschaftskameraden Antonio Metzner im Stile eine Fußballtorhüters fangen und blitzschnell Benedikt Brielmeier auf die Reise schicken konnte, riss es nicht nur die Wölfebank von den Sitzen, sondern war dies auch der Auftakt zu einer Spielentwicklung, mit der wohl auf beiden Seiten niemand in seinen kühnsten Träumen gerechnet hatte. Während die Norddeutschen kaum noch einen Fuß auf den Boden bekamen, zogen die Gäste unwiderstehlich davon. Fünf Tore in Folge, während hinten Andreas Wieser mit Glanzparaden seinen Kasten sauber hielt, brachten in der 48. Minute eine Sechstoreführung zum 16:22, ein Vorsprung, den man bis zum Schluss verteidigen konnte. Als Lukas Böhm mit dem 21:28 in der Schlussminute den letzten Ball des Spiels einnetzte, war es ruhig geworden in der Hansehölle, jener Arena, in der die Wölfe noch vor fünf Monaten in einem wahren Hexenkessel eine ihrer schlimmsten Stunden erleben mussten.
Die Statistik der Wölfe
Brustmann (1.-20.), Wieser(20.-60.), Kraus, S. Schmitt, Schömig, Böhm 1, Gempp 2, Schäffer 1, P. Schmidt 7/1, Kaufmann 9, Siegler, Brielmeier 5, Herth 1/1, Sauer 2