Böses Erwachen in Emsdetten
TV Emsdetten vs. DJK Rimpar Wölfe 35:29 (20:16)
Nun kann man es sich ganz einfach machen, und einer Mannschaft, die mit sechs Toren Unterschied ihren Auswärtsauftritt verliert, die Prädikate „schlecht gespielt“ sowie „mangelhafte Einstellung“ zuordnen und dann zur Tagesordnung übergehen. Das geschieht häufig, wenn man seinem Ärger über eine Niederlage, bei der man das Gefühl hat, dass sie eigentlich überhaupt nicht und schon gar nicht in dieser Höhe nötig gewesen wäre, Luft machen möchte. Und es ist irgendwie auch verständlich, vor allen Dingen, wenn viele dieses Gefühl teilen, doch gerecht wird man damit einer Mannschaft in den seltensten Fällen. So auch bei der in der Höhe doch überraschenden 35:29-Niederlage der Wölfe in Emsdetten. Dort war ganz gewiss Vieles im Argen, aber wenn man bei einem Gastgeber, der in dieser Saison noch kein Spiel verloren hat und zuhause ohnehin nur als Sieger vom Platz gegangen ist, 29 Tore wirft, muss man auch einiges richtig gemacht haben.
Und so war es auch, denn mit einem Steffen Kaufmann, der in diesem Spiel auf zehn Treffer kam und seinem ehemaligen Mannschaftkameraden Konstantin Madert im Emsdettener Tor kaum eine Abwehrchance ließ, stand ein Wölfeakteur ganz vorne auf der Torschützenliste, der nach seiner Nullnummer im letzten Spiel zu alter Form zurückfinden konnte. Auch Benedikt Brielmeier wusste mit vier Toren und einigen sehenswerten Anspielen an den Kreis wieder einmal sehr positive Akzente zu setzen. Doch wie schon in den vergangenen Spielen ließ die Chancenauswertung auf allen Positionen zu wünschen übrig. Zwei verzockte Siebenmeter und eine Anzahl frei verworfener Bälle vom ersten Kreis, sowie oft überhastete Fehlwürfe aus der zweiten Reihe drückten am Ende doch deutlich auf die Torquote, etwas, das man sich gegen einen Gegner, der nun nicht gerade zu den abwehrstärksten Teams der Liga gehört, dafür mit einer enormen Angriffsstärke gesegnet ist, einfach nicht erlauben kann. Man kann es gegen Emsdetten sicher mit dem Ansatz versuchen, unter Vernachlässigung jeglicher Deckungsarbeit einfach mehr Tore werfen zu wollen als der Kontrahent, aber das ist nun einmal nicht die Stärke der Wölfe und war ganz sicher auch nicht der Matchplan von einem sichtlich verärgerten Trainer Matthias Obinger.
Damit wäre man auch schon gleich beim spielentscheidenden Punkt dieser Auseinandersetzung: die von den Unterfranken vernachlässigte Deckungsarbeit. So hatte das Team von Matthias Obinger in den vorangegangenen fünf Spielen nur geringfügig mehr als 24 Treffer im Durchschnitt hinnehmen müssen, eigentlich ein klarer Indikator für eine zweifellos stabile Abwehrarbeit. Wenn man dann im sechsten Spiel plötzlich 35 Bälle und davon 20 in der ersten Hälfte aus dem eigenen Netz fischen muss, kann man nur eine Menge, wenn nicht nahezu alles beim Bemühen, das zu verhindern, falsch gemacht haben.
Auch hier kann man es sich ganz einfach machen und das Fehlen eines bislang überragenden Wölfe-Akteurs zum Hauptgrund erklären. Doch wenn der krankheitsbedingte Ausfall von Max Brustmann im Tor einen so entscheidenden Charakter haben sollte, dass plötzlich eine ganze Deckung zusammenbricht, würde sicher etwas Grundsätzliches in einem Zweitligateam falsch laufen. Natürlich war es für Andreas Wieser und Markus Leikauf schwer, den Routinier zu ersetzen, aber genau hier hätte man jetzt erwartet, dass sich die Deckung vor ihnen ganz besonders ins Zeug wirft, um es den beiden leichter zu machen, ins Spiel zu kommen. Das aber blieb aus, denn gerade zu Beginn kamen die Westfalen um den mit neun Toren überragenden Spielmacher Merten Krings zu einfachen Treffern aus dem Rückraum oder von der Außenposition, weil zum einen die versetzte 5:1-Abwehr der Wölfe völlig ihre Wirkung verfehlte und zum anderen die Torschützern einfach nicht attackiert wurden oder im 1:1-Spiel einfach besser waren. So war schon nach einem Viertel der Partie der Vorsprung durch Emsdetten herausgearbeitet, der am Ende in Zählbares umgesetzt werden konnte. Die Geschichte des Spiels ist daher kurz und knapp in einem Satz erzählt. Zwar konnte man sich auch mal bis auf zwei Tore an den Gastgeber heranpirschen, aber ein Unentschieden oder gar eine Führung wollte nicht mehr gelingen.
Am Ende war allen klar, dass es eine mangelhafte Einstellung der Abwehr war, die den Ausschlag für eine Niederlage gegeben hatte, die irgendwie unnötig erschien, auch wenn Emsdetten zu Recht als verdienter Sieger vor ihren 1200 Zuschauern den Platz verließ.
Die Statistik der Wölfe
Wieser, Leikauf, Kraus, S.Schmitt 1, Schömig 4/1, Böhm, Karle, Gempp, Schäffer 2, P. Schmidt 4/2, Kaufmann 10, Brielmeier 4, Herth 2, Sauer 2