Beeindruckender Rückrundenstart
Dessau-Rosslauer HV 06 vs. DJK Rimpar Wölfe 21:32 (9:17)
(at) Einigen Wölfespielern standen nach dem überzeugenden Auftritt beim bisherigen sechstplatzierten Dessau-Rosslauer Handballverein Fragezeichen im Gesicht. Ungewöhnlich, denn das Spiel selbst ließ nur wenige Fragen offen. Zu dominant war der Fünftplatzierte bei den Bibern aufgetreten, ein Umstand, an dem die Mannschaft von Trainer Uwe Jungandreas sicher noch einige Zeit zu knabbern hat.
Von Anfang an wurden nach vielen zwingenden Aktionen der Wölfe die Weichen für diese Auseinandersetzung, die von den Gastgebern sicher auf Augenhöhe geplant worden war, gestellt. Über 0:3, 1:5, 4:10 und 8:17 wurde ein Neuntorevorsprung herausgearbeitet, der lediglich noch um einen Treffer auf 9:17-Halbzeitstand verkürzt werden konnte. Besser kann man bei einem Team, das immerhin Hamm und Nordhorn mit klaren Niederlagen nach Hause geschickt, Erstligaabsteiger Balingen einen Punkt abgetrotzt und es durch hervorragende Hinrundenauftritte bis ins vordere Tabellendrittel geschafft hatte, nicht auftreten. Berücksichtig man dabei noch, dass die Wölfe die eine oder andere glasklare Torchance liegengelassen haben, hätte das Ganze schon zum Pausentee zu einem ziemlichen Debakel für die Gastgeber ausarten können. Insbesondere die Deckung um einen zum wiederholten Mal ausgesprochen souverän auftretenden Abwehrchef Stefan Schmitt machte diesmal einen Klassejob, hielt sich konsequent an die Vorgaben ihres Coaches Matthias Obinger und stellte so die überforderten Gastgeber vor kaum zu bewältigende Aufgaben. Ein guter Tag auch für den zuletzt überragend aufspielenden, in Dessau am Knie aber leicht verletzten Max Brustmann, der durch den Mangel an Toraktionen des Gegners diesmal deutlich weniger eingreifen musste. Und vorne netzte ein wieder einmal überzeugender Steffen Kaufmann, der es am Ende auf acht Treffer brachte, nach Belieben ein. Deutlich verbessert zeigten sich außerdem Patrick Schmidt und Benny Herth auf der Spielmacherposition, so dass ein zwingendes Rückraumspiel dafür sorgte, dass auch Kreis- und Außenpositionen besser zur Geltung kamen.
Das Gesamtpaket stimmte also an diesem Nachmittag bei den Wölfen, etwas das Trainer Obinger schon während des Spiels das eine oder andere zufriedene Lächeln ins Gesicht zauberte. Und irgendwie ahnten auch die, wie immer sehr lautstark auftretenden 1500 Dessauer Zuschauer bereits zur Halbzeit, dass sie sich für ihre Mannschaft nicht mehr allzu viel erhoffen durften. So wie jener Fan, der die Wölfe-Bank im Vorbeigehen darum bat, es in der zweiten Hälfte gnädiger angehen zu lassen, weil ja schließlich Weihnachten wäre.
Geschenke verteilten die Wölfe aber dann doch nur noch wenige, auch wenn der eine oder andere freie Wurf gegen den nun im Tor stehenden, gut disponierten Phil Döhler verworfen wurde. Insbesondere der in der 45. Minute für den lädierten Max Brustmann eingewechselte Andreas Wieser war nicht bereit, den verzweifelt anrennenden Bibern irgendein Präsent zu machen, auch wenn sein Team zu diesem Zeitpunkt ziemlich uneinholbar mit 10 Treffern in Front lag. Mit acht Paraden, davon zwei abgewehrten Siebenmeterwürfen, kam er am Ende dieser viertel Stunde Einsatzzeit auf fast 54% gehaltener Bälle, ein Wert, den an diesem Tag kein Torhüter der 2. Liga auch nur annähernd erreichen konnte.
So endete schließlich diese ausgesprochen einseitige Auseinandersetzung mit 21:32, also einem Ergebnis, mit dem auf beiden Seiten wohl niemand in seinen besten oder schlechtesten Träumen hatte rechnen können. Dessaus Trainer Jungandreas brachte es auf den Punkt, als er den bisherigen Tabellenplatz als Ergebnis einer außergewöhnlichen Hinrundenleistung sah, seine Mannschaft selbst aber eher in einem mittleren Leistungsbereich einordnet. Und immerhin hatte man ja das Hinrundenspiel gegen die Wölfe ziemlich klar gewonnen. Genau das ließ das eine oder andere Fragezeichen in den Gesichtern der Wölfeakteure nach Ende dieses denkwürdigen Spiels erscheinen. Sie fragten sich vermutlich immer noch, wie man gegen ein Team, bei dem man im Hexenkessel der Anhalt-Arena so dominant auftreten konnte, zuhause hatte verlieren können. Genau das aber sind die Rätsel, die den Zweitligahandball in diesem Jahr so attraktiv machen.
Die Statistik der Wölfe
Brustmann (1.-45.), Wieser (45.-60.), Kraus 1, S. Schmitt, Schömig 5, Böhm 1, Gempp 1, Schäffer 4, P. Schmidt 4, Kaufmann 8, Meyer, Brielmeier, Herth 5/2, Sauer 3