Interview
Mit Jan Schäffer vom HC Erlangen
Servus Jan. Der HC Erlangen hat einen schwierigen Saisonstart hinter sich. Zuletzt gab es ein sehr enges Spiel zu Hause gegen den amtierenden Meister aus Flensburg. Wie schätzt du die aktuelle Situation ein? Welche Ziele habt ihr euch in dieser Saison gesteckt?
Mit Blick auf den Spielplan hatten wir ein schwieriges Auftaktprogramm. Wir haben mit den Siegen gegen Gummersbach und in Friesenheim einen schlechteren Start verhindern können. Aber alle unsere Niederlagen waren gegen Mannschaften aus der 1ten Tabellenhälfte und wir müssen zusätzlich die Ausfälle von Andi Schröder, Nicolai Theilinger und Michael Haaß kompensieren. In den letzten beiden Partien in Kiel und mit der 1-Tor-Niederlage gegen Flensburg zeigt unsere aktuelle Formkurve aber in die richtige Richtung, auch wenn unter dem Strich nichts Zählbares für uns rauskam. Dabei haben wir gezeigt, dass wir auch Topmannschaften ärgern können. Wenn wir weiter mit diesem Fokus und Leidenschaft in die Spiele gehen, bin ich zuversichtlich, dass das Glück mit den Tüchtigen sein wird.
Als Ziel haben wir uns vorgenommen, an die Leistung der letzten Rückrunde anzuknüpfen und uns stetig weiterzuentwickeln. Wir konnten bis jetzt zwar noch für keine Überraschung sorgen, aber unsere aktuelle Entwicklung von Spiel zu Spiel lässt auf mehr hoffen.
Jetzt kommt es im Pokal zum Duell mit deinem Ex-Club. Du warst von 2012 bis zum Januar 2018 in Rimpar aktiv und hattest großen Anteil an der erfolgreichen Zeit der Wölfe. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung?
Ich bin für die 6 ½ Jahre in Rimpar sehr dankbar, nicht nur handballerisch, sondern auch menschlich. Ich habe sehr viel Schönes in dieser Zeit erlebt, rund um den Aufstieg in die 2te Bundesliga und den 2 knapp verpassten Aufstiegen in die 1te Bundesliga. Auch das duale System von Rimpar war und ist eine Besonderheit, mit der Kombination von Leistungssport und beruflicher Entwicklung. Das war zwar nicht immer einfach, hat aber einen in allen Lebensbereichen vorwärtsgebracht. So habe ich z. B. Praktika und Abschlussarbeiten bei Brose Würzburg parallel zum Handball machen können und war vor meinem Wechsel bei Infosim aktiv. Aber ganz besonders die Menschen, die ich in dieser Zeit in Rimpar kennen lernen durfte, werde ich nie vergessen. Ich würde jetzt einige Namen nennen, aber die Liste ist einfach zu lange.
Wie kam es zu deinem Wechsel in der Winterpause?
Der Wechsel kam so spontan, dass ich es den meisten nicht einmal erklären konnte. Ich selbst komme ja aus Nürnberg, war in meiner Jugend schon beim HC Erlangen aktiv und habe mein komplettes Studium in Erlangen absolviert, wo auch meine Freundin wohnt. Der Wechsel kam aber auch für mich sehr überraschend, vor allem, weil ich selbst noch im Dezember in Rimpar umgezogen bin. Als sich Kreisläufer Uros Bundalo im Winter so schwer verletzte, dass er bis heute noch kein Handball spielen kann, kam Erlangen auf mich zu. Ich bin bis dahin davon ausgegangen, dass ich in Rimpar meine Karriere beenden würde, aber die Chance 1te Bundesliga zu spielen und dann noch bei meinem Jugendverein… Dazu kam die Möglichkeit, dass ich in Erlangen meine Promotion machen kann und meine Freundin regelmäßig sehe. Mit dieser Überlegung habe ich Roland Sauer von den Wölfen und Dr. Stefan Köhler von meinem damaligen Arbeitgeber Infosim kontaktiert, mit der Bitte eines sofortigen Wechsels. Dass der spontane Wechsel eines Spielers in der Winterpause nicht auf Gegenliebe trifft war mir natürlich bewusst. Umso dankbarer bin ich Roland, dass mir diese einmalige Chance nicht verwehrt wurde und es zu einer Einigung kam. Auch bin ich Dr. Stefan Köhler und Infosim dankbar, dass sie mir als Arbeitgeber so entgegengekommen sind. Dass alle meine damaligen Teamkollegen hinter mir standen und meinen Wechsel bestärkt haben, hat mich zudem sehr gefreut.
Die Chance in der ersten Liga zu spielen reizt wohl jeden Spieler. Was sind für dich die größten Unterschiede zwischen erster und zweiter Liga?
Natürlich, das ist der Traum eines jeden Handballers in der stärksten Liga der Welt zu spielen, in der die meisten Mannschaften kaum genug Spieler im Training haben, wenn die Nationalmannschaft ruft. Der größte Unterschied von der 1ten zu der 2ten Liga ist meiner Meinung nach die Physis der Spieler. Der Durchschnitt ist größer, stärker und schneller. Dazu kommt, dass sich die Spieler in der 1ten Liga in der Regel zu 100% nur auf den Sport konzentrieren können.
In eurem Kader stehen 4 Kreisläufer. Kann so die Belastung bestmöglich verteilt werden? Und ist der dadurch entstehende Konkurrenzkampf förderlich oder auch Mal hinderlich?
Das mag zu Beginn erstmal ein wenig irritierend wirken, hat aber einfache Gründe. Wir haben alle unsere unterschiedlichen Aufgaben und ergänzen uns gegenseitig, dazu belebt Konkurrenz bekannter Maßen das Geschäft. So wird Petter jedes Spiel 60 Minuten im Innenblock gefordert, Sergej ist Leistungsträger in der 3ten Liga und springt immer da ein, wo es brennt. Thümmi und ich teilen uns aktuell die Zeiten vorne am Kreis und in der Abwehr auf den Halbpositionen. Durch die hohe Belastung am Kreis ist es gut, dass wir die Belastung untereinander aufteilen können und reduzieren dadurch das Verletzungsrisiko. Bei unserer aktuellen Verletzungsmisere kam es aber auch schon vor, dass 3 Kreisläufer gleichzeitig auf dem Feld standen.
Jetzt das Pokalduell in der s.Oliver Arena und du weißt aus eigener Erfahrung was hier möglich ist. Was für ein Spiel erwartest du? Wie wollt ihr eurer Favoritenrolle gerecht werden?
Ich weiß nur zu gut, was Rimpar imstande ist zu leisten. Der Sieg über Stuttgart ist der beste Beweis und wir werden Rimpar und deren Fans auf keinen Fall unterschätzen. Ich bin heiß darauf, wieder in der s.Oliver Arena zu spielen und freue mich eine Menge alter Gesichter wiederzusehen. Wir werden uns auf Rimpar wie auf jeden anderen Gegner vorbereiten und alles daran setzen mit 100% Einsatz und Leidenschaft unsere Formkurve zu bestätigen, das verspreche ich.
von Michael Schulz - 16.10.2018