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11. Februar 2021

Am Tor vorbeigeworfen…

(zum Main-Post Artikel vom 11.2.2021)

„es trug sich zu, neulich vor rund 30 Jahren“, wir spielten damals Bayernliga, wussten also auch schon wie das Spiel so funktioniert:

59:30 zeigt die Uhr, noch 30 Sekunden zu spielen und wir liegen ein Tor hinten. Letzter Angriff Rimpar, vorne dann der Spielzug. Wir spielen „Asbach“, das hat gefühlt tausende Male geklappt. Du kommst zum Wurf, wie so oft auf halbrechts am Kreis. Ein gegnerischer Spieler hängt an dir dran, du setzt dich durch, Wurf, Tor, Endstand 19:19, immerhin.

Lange ist´s her und wir sind alle nicht mehr so gut in Form. Mit dem Main-Post Artikel vom 11.2. hast du nun weit am leeren Tor vorbeigeworfen. Denn leider lassen sich „goldene Generationen“ nicht wie Tomatenpflanzen züchten. Auch die personelle Entwicklung und Professionalisierung bei „unserer Ersten“, den Rimparer Wölfen, muss einem nicht gefallen, aber ich fürchte sie ist alternativlos, wenn man die 2. Bundesliga halten will.

(Anekdote von Chr. Krenz)


Eigentlich ging es hier immer nur um die Menschen, um das Miteinander und die Gemeinschaft. Liest man die Zeilen in der Main-Post mag man das Gefühl haben, es geht anderen genauso. Die Gemeinschaft war uns wichtig – und sie ist uns wichtig. Wenn ich darüber nachdenke, was mir aktuell am meisten fehlt, ist es nicht nur das Training in der Halle, sondern viel mehr auch meine Trainerkollegen zu treffen, die Spieler, die ich seit Jahren in der Halle begleite, ihre Eltern mit denen ich auch trotz Maske immer gerne ein paar Worte gewechselt habe, der Austausch mit anderen Trainern und Vereinen, ja, auch darüber mit Karola über das Catering am nächsten Wochenende zu diskutieren. Auch wenn wir alle nicht immer einer Meinung waren, unser gemeinsamer Blick ging immer nach vorne und alle Diskussionen und Dispute haben uns allen immer geholfen besser zu werden und an uns zu arbeiten.

Am 21. Oktober 2020, als in der Zweiligapartie der DJK Rimpar Wölfe gegen den ASV Hamm-Westfalen erstmals seit Vereinsgründung kein Rimparer Spieler in der Startaufstellung war, habe ich sicherlich keine Luftsprünge gemacht und natürlich regt so eine Situation zum Nachdenken an, man sollte aber die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Gerne wird an dieser Stelle der Vergleich aus der Tasche gezogen, mit wie vielen Spielern wir vor über einem Jahrzehnt den Weg in die 2. Bundesliga angetreten sind. Der Kader der Landesligamannschaft bestand damals nur aus Rimparern und ein goldener Kern dieser Mannschaft hat es bis in die Bundesliga geschafft. Die Presse strapaziert an dieser Stelle gerne den sehr hinkenden Vergleich, dass damals viel mehr Spieler aus der eigenen Jugend in der ersten Mannschaft waren. Jetzt lässt sich die Bayernliga vor über 10 Jahren nur nicht mit der 2. Bundesliga im Jahr 2021 vergleichen und man darf zumindest die Frage stellen, ob die goldene Generation den Sprung aus der Jugend direkt in die Bundesliga geschafft hätte? Der stufenweise Weg von der Landesliga, in die Bayernliga, Regionalliga, Bayernliga, 3. Liga und 2. Liga war sicherlich der beste Nährboden für die Entwicklung von Spielern, die man sich nur vorstellen kann.

Lorenz Hofmann, Tino Fischer, Matthias Keidel, Tobias Tischer, Moritz Mohr, Hanno Märker, Benedikt Gräsl, Nicolas Gräsl, Paul Siegl, Markus Leikauf, Josef Weber, Fabius Krämer, Timon Hruschka, Linus Dürr, Silas Kütt, Tobias Glöggler, Jannik Renz (Ich hoffe, dass ich jetzt niemanden vergessen habe). Die Liste der Spieler, die durch unsere Ausbildung gegangen sind und jetzt in der Männer-Bayernliga spielen ist gar nicht so kurz – und ein Großteil davon spielt auch noch in Rimpar. Viele von Ihnen wurden auch in der jüngeren Vergangenheit bei uns ausgebildet. Mit Felix Karle und Lukas Siegler sind zudem zwei Spieler vor nicht allzu langer Zeit durch unsere Ausbildung gegangen, die jetzt im Kader der Profimannschaft stehen. Wir sind weit davon entfernt von einem kontinuierlichen Fluss an Jugendspielern in die 2. Bundesliga zu reden. Wer aber sagt, dass das früher alles besser war und wir mit einem höheren Durchsatz Spieler für die 2. Bundesliga generiert haben, leidet wohl entweder an Retromanie oder tritt vorsätzlich auf der Arbeit anderer herum.

Fakt ist: Auf Grund der engen Budget-Situation sind die Wölfe zu jedem Zeitpunkt auf junge Spieler angewiesen, im besten Fall welche, die bei uns ausgebildet wurden. Auch Fakt ist, dass die DJK Rimpar e.V. die Ausbildung ihrer Spieler komplett ohne die finanzielle Unterstützung der Wölfe GmbH stemmt. Wir sind zum Glück in der Lage, ein hochkompetentes Trainerteam mit einem nur eingeschränkten Budget für die Mannschaften der DJK Rimpar zusammen stellen zu können. Das liegt daran, weil alle der beteiligten Trainer die oben genannten Werte und Ziele der DJK Rimpar verinnerlicht haben: Es geht darum, gemeinsam an der Entwicklung unseres Vereins zu arbeiten. Es lässt sich auch nicht leugnen, dass die Wölfe GmbH keinen wie in den Statuten der HBL für das Jugendzertifikat geforderten Teilzeit- oder Vollzeitjugendkoordinator hat. Dieser Job wird bei uns im Verein ehrenamtlich auf mehrere Schultern verteilt, auch um das Geld lieber mal an einer anderen Stelle zu investieren: Sei es in neue Geräte, einen Trainingszyklus bei Predia oder einen weiteren Trainer.

Ehrenamtliche Arbeit hat natürlich immer auch ihre Schwächen: Zeit und Arbeitsumfang sind immer limitierter. Sie hat aber auch ihre Stärken: Dass man sich auch nachts um 0 Uhr nochmal hinsetzt, um das nächste Training vorzubereiten oder ein Video zu schneiden. Dass es nicht darum geht, einen „Job“ zu haben. Verwunderlich ist auf der einen Seite zu kritisieren, dass sich alles „entfremdet“, auf der anderen aber die ehrenamtliche Arbeit anderer nicht anzuerkennen.

Ich bin überzeugt, dass wir trotz (und auch gerade wegen) der vielen ehrenamtlichen Tätigkeit unseren Job wirklich sehr gut machen – und viel besser als früher. Ich werde hier nicht auflisten, was unser Trainerteam alles leistet. Wer nicht sieht, welche Progression es hier in den letzten Jahren gegeben hat, interessiert sich auch einfach zu wenig dafür. Wir werden uns deswegen hier für nichts rechtfertigen (Lest hierzu die Berichte aus den letzten zwei Jahren im Handballjournal, einen der Berichte findet ihr hier. Das haben wir auch gar nicht nötig – wir haben die Strukturen hier in den letzten Jahren deutlich professionalisiert, verbessert und intensiviert. Das sieht inzwischen jeder in Bayern und auch in anderen Bundesländern, nur in Rimpar mag das der eine oder andere immer nicht wahrhaben. Unsicher ist trotzdem, ob dies im Kontext der aktuellen Pressestimmen nun positiv oder negativ empfunden wird.

Sich öffentlich so destruktiv zur aktuellen Arbeit von allen zu äußern, anstatt intern gemeinsam mit allen an der Weiterentwicklung der Strukturen zu arbeiten, hat ein zerstörerisches Verhalten, dass wir so bisher nicht kannten. Womöglich haben wir an dieser Stelle unsere Seele verloren.

Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen, denn wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Das gilt für Menschen gleichermaßen wie für Vereine.

Eure Abteilungsleitung
Bastian Krenz, Simon Dod, Christian Krenz

P.S. Es gibt übrigens ein Konzept, welcher Spieler, wann, was lernen soll. Es hängt in DINA3 Blättern an unserem Whiteboard in der DJK Halle. Es ist eigentlich kaum zu übersehen.