Was war Ihr bisheriges Erfolgsgeheimnis, das Ihnen Ihren erstklassigen Ruf im deutschen und internationalen Handball eingebracht hat?
Ich habe einen Schlüsselsatz: „Der zentrale Erfolgsfaktor stellt einen innovativen, fachlich fundierten Trainer dar, der mit hohem fachlichen und taktischen Knowhow, sowie mit hoher emotionaler Kompetenz versteht, Menschen zu begeistern und ein Team führen kann.“ Das sind für mich die wichtigsten Kriterien, wobei ein Trainer beziehungsweise eine Mannschaft ein gutes Team um sich herum benötigt. Sprich: Es bedarf bestimmter Rahmenbedingungen, damit Dinge wie der Aufstieg in die beste Liga der Welt umsetzbar sind.
Apropos: Sie wollen ja vor allem das Projekt „Wölfe 2020“, also die Professionalisierung des Vereins mit vorantreiben und unterstützen. Was erachten Sie als realistisch erreichbares Ziel bis 2020 und was muss auf jeden Fall noch verändern?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine sportlich positive Entwicklung Richtung oberes Tabellendrittel kurzfristig, innerhalb der nächsten zwei Jahre, erkennbar sein sollte. Dies bedeutet dann auch eine Professionalisierung im Bereich der Spieler, im Sinne von: „Was können wir Spielern finanziell bieten, um Transfers realisieren zu können?“ Dieser Schritt erfordert natürlich einen entsprechenden Personaletat. Deswegen ist der Weg der Professionalisierung immer auch ein Stück mit Kommerzialisierung verbunden. Hierbei sollten wir die Wölfe als Marke weiter stärken, uns als Aushängeschild der Region entwickeln und versuchen, den Spalt zwischen uns und den Fuß- und Basketballern Schritt für Schritt zu verringern. Dafür müssen wir noch mehr Personen für unser Projekt „Wölfe“ emotionalisieren.
Welche Erwartung haben Sie von den Wölfen in der neuen Saison?
Der Saisonstart ist heikel mit zwei schweren Auswärtspartien sowie dem ersten Heimspiel gegen einen der Meisterschaftsfavoriten, der TSG Lu-Friesenheim. Wir sollten realistisch in der Erwartungshaltung sein und nicht nur auf den Saisonbeginn schauen, trotzdem muss es unser Ziel sein, im Vergleich zum letzten Jahr einen Schritt nach vorne, Richtung einstelligem Tabellenplatz, zu machen. Entscheidend wird sein, dass die Mannschaft die neuen und teilweise komplexeren taktischen Anforderungen möglichst schnell und stabil ins Spiel und auch unter Druck in den entscheidenden Phasen umsetzen kann. Davon wird vor allem abhängen, ob die knappen Spiele, die in der Vergangenheit tendenziell eher verloren wurden, künftig gewonnen werden.
Sie gelten ja als „Erfinder“ und „Entwickler“ des 7. Feldspielers. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung dieser innovativen Taktik?
Im Unterzahlspiel ist die Anwendung dieser Taktik ein Muss, um die Spielsituation 6 gegen 6 mit einer größeren Erfolgswahrscheinlichkeit überstehen zu können. Beim 7 gegen 6 muss man sehen, wie die Spieler mit dieser zusätzlichen Aufgabenstellung zu recht kommen. Natürlich darf man sich von einem ins leere Tor gehenden Ball nicht verrückt machen lassen.
Dürfen wir uns in der kommenden Saison im Wölfe-Spiel auf den 7. Feldspieler freuen? Erfahrung ist ja im Kader mit Ihrem langjährigen Weggefährten Benjamin Herth ausreichend vorhanden.
Benni ist wahrscheinlich der einzige Spieler in Deutschland, der das schon tausend Mal praktiziert hat, aber auch Benedikt Brielmeier konnte in seiner Balinger Zeit Erfahrungen damit sammeln. Das ist auf jeden Fall ein taktisches Element, das wir mit deutlich mehr Vorerfahrung und Expertise angehen können als Mannschaften, die sich mit dem Problem noch nie auseinandergesetzt haben.
Herzlichen Dank Herr Brack, dass Sie sich die Zeit genommen haben.