Interview
Patrick Schmidt
Servus Paddi. Nach 20 Spieltagen sind die Wölfe, nach anfänglichen Schwierigkeiten, auf Platz 10 geklettert. Mit 19:21 Punkten ist man aber keinesfalls schon gesichert was den Klassenerhalt angeht. Wie fällt dein Fazit für die ersten 20 Spiele aus?
Die verlorenen Spiele haben gezeigt welche Probleme wir besitzen. Wir scheitern meist an uns selbst - oft sind wir unkonzentriert und produzieren vorne wie hinten „dumme“ Fehler, welche uns in den entscheidenden Phasen der Spiele die Punkte kosten. Gerade aber im Dezember haben wir unseren Siegeswillen wieder gefunden und uns wichtige Punkte geradezu erkämpft! Das müssen wir beibehalten dann können wir auch zufrieden sein!
Für dich persönlich ist es auch eine veränderte Situation, denn du bist seit Sommer der neue Kapitän des Teams. Gib uns doch Mal einen Einblick wie das erste halbe Jahr als Kapitän für dich gelaufen ist. Hattest du in der schwierigen Situation zu Beginn viel zu tun?
Natürlich trägt man nochmal eine andere Verantwortung - vor allem auch neben dem Feld! Man möchte gerade in Situationen wie zu Beginn dieser Saison, gewisse Dinge von der Mannschaft fern halten, sodass sich jeder auf seine Arbeit konzentrieren kann! Das ist dann für mich selbst natürlich auch mental nochmal eine ganz andere Hausnummer.
Ich denke aber auch, dass wir als Mannschaft mittlerweile erfahren und sehr gefestigt sind und auch in schlechten Phasen nicht gleich alle in Panik verfallen - selbst wenn in der Presse bereits vom Abstiegsgespenst die Rede war.
Die Handball-WM im eigenen Land war ein voller Erfolg, auch wenn es für die deutsche Mannschaft nur zu Platz 4 gereicht hat. Du hattest dich vor dem Turnier auf Dänemark als Weltmeister festgelegt und hast Recht behalten. Wie ist dein Eindruck vom Turnier?
Die Dänen haben ein überragendes Turnier gespielt. Ihre Taktik mit drei Rechtshändern im Rückraum ist perfekt aufgegangen und hat gezeigt, welche individuelle Stärken und Weltklassespieler in ihren eigenen Reihen spielen.
So eine WM ist extrem kräftezehrend für die Spieler. Ich ziehe meinen Hut vor den Mannschaften - innerhalb von 2 Wochen 6-9 Spiele zu spielen. Dieses Pensum zeigt aber auch die Schattenseiten der WM. Meiner Meinung nach haben die wirklichen „Finalspiele“ in der Hauptrunde stattgefunden. Die Qualität war dort sehr hoch. Die beiden Halbfinals waren schlechter, die Verletzung von Martin Strobel hat gezeigt, dass die Spieler am vollen Leistungslimit gehen. Gerade deshalb legen die Physiotherapeuten so viel Wert auf die Regeneration zwischen den Spielen.
Jetzt wird natürlich in Deutschland versucht den entstandenen Handballhype zu nutzen und wieder mehr Kinder und Jugendliche für den Sport zu begeistern. Warum sollte man deiner Meinung nach mit dem Handball spielen beginnen?
Das ist jetzt natürlich schwer zu beantworten wenn man aus einer Familie voller Handballer stammt!
Ich denke jede Sportart hat seinen eigenen Reiz. Jedoch kann ich sagen, dass man bei einem Handballspiel 60 Minuten volle Power erlebt. Die meisten Leute, die das erste Mal bei einem Spiel sind, sind begeistert, wie es zur Sache geht und überrascht, wie zugepackt wird und wie Körperbetont der Sport ist!
Ich persönlich mag vor allem das Bodenständige! Man hat selbstständige und mündige Spieler, die einfach noch echte Typen sind! Außerdem ist der Teamgedanke meiner Meinung nach viel größer. In welcher Sportart gibt es das im Profibereich denn, dass die ganze Mannschaft nach der Saison eine gemeinsame Abschlussfahrt macht? Das mag ich an unserer Sportart, das wir eben nicht nur zweckmässig zusammen spielen, sondern auch abseits des Feldes Kumpels sind! Und gerade aus diesen Gründen kann ich jedem den Handballsport empfehlen - egal ob auf oder neben dem Feld!
Zum Auftakt 2019 geht es nach Emsdetten. Wie verlief die Wintervorbereitung? Und wie siehst du dein Team für die Partie aufgestellt?
Ich habe die Vorbereitung sehr positiv erlebt! Zwar konnten wir kein Testspiel gegen einen Erstligisten gewinnen, jedoch haben wir auch sehr viel probiert, was uns allen ein gutes Gefühl gegeben hat! Unser Ziel ist es, den Sack so früh wie möglich zu zu machen und dazu gehört ein guter Start in die Rückrunde! Leider geht es den kommenden Gegnern genauso wie uns. Daher wird auch hier das Credo Kampf und der Willen diese Spiele zu gewinnen sehr groß geschrieben sein! Wenn wir das schaffen und nicht gerade so einen miesen Tag wie im Hinspiel gegen Emsdetten erwischen, sehe ich dem auch positiv entgegen.
von Michael Schulz - 08.02.2019