Gefahr aus dem Norden?
WÖLFE vs. Wilhelmshavener HV
Man kann es sich einfach machen und nüchterne Rechenspiele zur Basis einer Voraussage machen, wer in der Auseinandersetzung der Wölfe mit den Wilhelmshavenern wohl die Nase vorn haben dürfte. So hat die Mannschaft von Trainer Christian Köhrmann erst in der vergangenen Woche zuhause ziemlich sang- und klanglos gegen Nordhorn mit 24:28 das Nachsehen gehabt, und auch gegen den heutigen Gegner hatte man im Hinspiel nicht allzu viel Chancen nutzen können, zwei Punkte zu verbuchen, als die Partie gegen die Unterfranken in der heimatlichen Nordfrost-Arena mit 27:31 verloren ging. Auf der anderen Seite der Rechnung hat Rimpar erst unlängst in Nordhorn relativ klar mit fünf Toren gewinnen können. Wer also möchte da dem Gastgeber den Favoritenstatus streitig machen?
Wölfe-Cheftrainer Matthias Obinger selbst möchte das! Er kann mit solchen Rechenspielchen überhaupt nichts anfangen. Wäre es danach in der letzten Woche gegangen, hätte man in Konstanz nicht den Hauch einer Chance gehabt, denn die Mannschaft vom Bodensee hatte erst unlängst Eisenach regelrecht aus dessen Halle gefegt, nachdem die Lutherstädter eine Woche zuvor den Rimparern zwei Punkte in deren Halle hatten abknöpfen können. In Konstanz wurden aber mit dem 28:32 von den gastierenden Wölfe ziemlich unangefochten zwei Punkte eingepackt und damit jede rechnerische Vorüberlegung zur blanken Spekulation verdammt. Obinger weiß, dass in einer so starken Liga, in der nahezu jede Mannschaft in der Lage ist, an einem guten Tag jede andere zu schlagen, Voraussagen dieser Art unsinnig sind. Zudem hat er einen hohen Respekt vor den Fähigkeiten des Teams seines Trainerkollegen Köhrmann. Er hält die Gäste für ein ausgesprochen diszipliniert auftretendes Kollektiv, das obendrein über einige Akteure verfügt, die auch schon mal ein Spiel über das Gemeinsame hinaus nahezu allein entscheiden können. Allen voran der niederländische Nationalspieler Kay Smits, der mit beeindruckenden 204 Toren in der Saisontorschützenliste auf dem zweiten Platz der Liga rangiert. Er scheint so etwas wie die personifizierte Rettung des Vereins zu sein, denn seine Treffer haben nach einem nicht gerade erfolgreichen Saisonstart ganz wesentlich dazu beigetragen, dass der WHV sich mittlerweile fünf Punkte vor einem Abstiegsplatz verorten kann. So hat Smits zusammen mit dem ausgesprochen durchsetzungsstarken Tobias Schwolow im Spiel gegen Nordhorn 67% aller Tore verbuchen können, ein Aspekt, der für eine bärenstarke Rückraumachse der Nordlichter spricht. Mehr noch, bedenkt man, dass hinter Smits mit Rene Drechsler noch ein weiterer Linkshänder der Extraklasse auf seine Chancen lauert, wird klar, dass es die linke Deckungsseite der Wölfe mit der vermutlich ligastärksten Positionsbesetzung im rechten Rückraumposition zu tun bekommen.
Nun wird sich der Wölfechef, bei allem Respekt, nicht hinter solchen Argumenten verstecken. Denn er weiß natürlich, dass sein Team grundsätzlich in der Lage ist, gegen einen solchen Gegner nicht nur mitzuhalten, sondern auch gewinnen zu können. Aber er warnt vor jenen Voreinstellungen, die einem sehr schnell auch mal das Genick brechen können. So vermutlich passiert in den Heimspielen gegen Dessau, als man schon mit vier Toren führte, dann dennoch das Nachsehen hatte, und gegen eine arg dezimierte Mannschaft aus Eisenach mit sehr unglücklichem Ende. Seine Mahnungen werden nicht ins Leere gehen, denn schaut man sich die Heim- und Gasttabelle der laufenden Saison an, haben die Wölfe daheim einen Punkt weniger als in fremden Hallen geholt, während auch die Wilhelmshavener besser in der Fremde als zuhause punkten. Eine Konstellation, die ein ausgesprochen spannendes Spiel auf Augenhöhe erwarten lässt.