Verdienter Sieger in Dresden
HC Elbflorenz 2006 vs. DJK Rimpar Wölfe 23:26 (11:15)
(at) Irgendwie hat man zuweilen das Gefühl, den Wölfen liegt es daran, die Belastbarkeit ihrer mitgereisten Fans auszutesten, denn anders ist es kaum erklärbar, dass es immer wieder mal nach der Einnahme des Pausentees zu Einbrüchen kommt, die den Spielverlauf einer ersten, guten Hälfte auf den Kopf zu stellen drohen. So geschehen in Bietigheim, als man zur Halbzeit gar mit sieben Toren in Front lag und es am Ende nur zu einem Unentschieden langte. Und so auch beim Aufsteiger aus Dresden, als das Team von Trainer Matthias Obinger in der ersten Hälfte den Gegner klar im Griff hatte, mit einem Viertorevorsprung die Seiten wechselte, dann sogar mit 11:16 führte, um plötzlich völlig unerklärlich einzubrechen. Fünf Tore des Gastgebers innerhalb von sechs Minuten führten zum 16:16, weil Fehlpässe, Fehlwürfe und technische Fehler den Gastgebern zu schnellen Ballgewinnen verhalfen. Und wieder war es wie in Bietigheim die ganze Mannschaft, die in dieser Phase recht kopflos wirkte und sich am Ende wieder einmal bei einem glänzend disponierten Max Brustmann bedanken konnte, dass die Dresdener Aufholjagd keine Wende bedeutete.
Viel Glanz und Glimmer begleiteten die Wölfe bei ihrem ersten Auftreten in der aufwändig gebauten Ballsportarena, denn man lässt sich in der sächsischen Metropole nicht lumpen, wenn es um die Außenwirkung des Handballsports in dieser Region geht. Angefangen von Zuschauertribünen, die gut zweieinhalbtausend Menschen Platz bieten und an diesem Freitagabend mit 1900 recht gut besetzt waren, über moderne VIP-Lounges bis hin zu einem Spielfeld, dessen Markierungen durch Leuchtdioden dargestellt werden, bietet die Spielstätte so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Doch die Gäste zeigten sich vom allgemeinen Ambiente recht unbeeindruckt und demonstrierten von Anfang an den Willen, um die Punktevergabe ein ernstes Wörtchen mitzureden. Sauber wurde der von Matthias Obinger vorgegebene Matchplan umgesetzt, und nach anfänglichem Austesten eines Gegners, dem man in einem Vorbereitungsspiel schon einmal klar unterlegen war, zog man Tor um Tor davon, so dass man am Ende der ersten Hälfte nicht zwingend auf den Gedanken kommen musste, dass die recht harmlosen Gastgeber den Anfeuerungen des Hallensprechers im zweiten Abschnitt würden entsprechen können. So waren es auch nicht wirklich zwingende Aktionen, die nach der Pause zu einer vom Publikum frenetisch angefeuerten Aufholjagd der Gastgeber führten, sondern Rimparer Fehler im Minutentakt, die immer wieder leichte Ballgewinne und Tore für die Dresdener bedeuteten. Der Spielmacher der Gastgeber, der fünffache Torschütze Roman Becvar, war es in dieser Phase, der sein Team heranführte.
Doch auch das ist mittlerweile eine Qualität der Wölfe: Obwohl plötzlich unter erheblichen Druck stehend, verbesserte sich das Spiel zusehends, es wurde wieder sicherer kombiniert und konzentrierter abgeschlossen. Dazu kam, dass der an diesem Tag glänzend aufgelegte Lukas Siegler einen Klassejob im Angriff und in der Abwehr machte, selbst zwei Tore markierte und den nominell starken rechten Rückraum der Sachsen praktisch auf Eis legte. Dazu kam, dass es der Mannschaft endlich wieder gelang, dem Spiel etwas mehr Breite zu geben, so dass insbesondere die Rechtsaußenposition mehr als sonst zum Tragen kam. Zwar blieb das Spiel zunächst knapp, denn noch in der 50. Minute konnte der vierfache Torschütze der Gastgeber, Adrian Kammlodt, zum 20:21 einnetzen. Doch dann setzten sich die Gäste Tor um Tor ab, und als schließlich Patrick Schmidt nach 57. Spielminuten das 21:26 markierte, war die Partie entschieden, denn die Restzeit ließ den Gastgebern nur noch Raum für ein wenig Ergebniskosmethik. Am Ende jubelten die Wölfe zurecht über einen erneuten Auswärtssieg, mit dem sie mittlerweile ein wenig zum Schreckgespenst in fremden Hallen avancieren dürften.
Die Statistik der Wölfe
Brustmann, Wieser (n.e.), Kraus 3, S.Schmitt 1, Schömig, Böhm 3, Gempp 2, Schäffer 2, P. Schmidt 3, Kaufmann 3, Siegler 2, Meyer, Herth 5/3, Sauer 2
Bild: (c) Michael Endres