Heißer Tanz im Norden
VfL Lübeck-Schwartau vs. DJK Rimpar Wölfe (Freitag, 03.11.2017, 19.30 Uhr, Hansehalle, Lübeck)
(at) Wer erinnert sich nicht an jenen Juni-Samstagabend, als der große grün-weiße Traum zerplatzte, das
schier Unmögliche möglich zu machen? Um ein Haar wäre es den Wölfen gelungen, die letzten
Stufen ins deutsche Handball-Oberhaus, der stärksten Liga der Welt, zu nehmen, doch eine 29:31-
Niederlage in Lübeck und der Misserfolg des bereits feststehenden Aufsteigers TUS Nettelstedt-
Lübbecke in Hüttenberg sorgte für die Entscheidung. Viel ist danach darüber geredet worden,
warum Mannschaften mit so unterschiedlicher Motivation in diesem Herzschlagfinale bei der Sache
zu sein schienen. Natürlich bohrten Fragen, warum die Wölfe im fernen Norden bekämpft worden
waren, als ob es bei dem Gastgeber um alles ging, warum die Spieler in ihrer Trauer, ihr großes Ziel
nicht erreicht zu haben, im Nachgang noch Spott von besonders Unnachsichtigen im Publikum
ertragen mussten, so als hätte eine alte Rechnung beglichen werden sollen. Und natürlich stellte man
sich die Frage, warum die Lübbecker ausgerechnet in einem letzten, zugegeben für sie
bedeutungslosen Spiel, ihre höchste Saisonniederlage hinnehmen mussten. Doch das alles wurde
sehr rasch von der schlichten Tatsache zugedeckt, dass man daran sowieso nichts mehr ändern
konnte. Man ging zur Tagesordnung über, und das war gut so!
Mittlerweile ist die Schnupperphase dieser Zweitligasaison bereits beendet und man befindet sich
mittendrin im Kampf um die besten Plätze an der Sonne. Und einen solchen hat sich der Vfl Lübeck-
Schwartau bereits erkämpft, denn die Norddeutschen haben sich auf dem zweiten Tabellenplatz
eingefunden, jenem Platz, um den in dieser Saison wohl am heißesten gerungen werden wird. Dabei
hat die Mannschaft von Trainer Torge Greve schon jetzt bewiesen, dass es sich dabei sehr
wahrscheinlich nicht um eine Momentaufnahme handeln dürfte, denn das bisherige Auftreten seines
Teams ist das einer Spitzenmannschaft. Lediglich in Saarlouis kamen die Lübecker ordentlich unter
die Räder, ansonsten hielten sie sich schadlos, wobei gerade der Sieg gegen Absteiger Coburg
deutlich machte, wozu sie fähig sind. Das gilt natürlich besonders im Hexenkessel der „Hansehölle“,
in der sich die Spieler offensichtlich sehr wohl zu fühlen scheinen. Verloren jedenfalls hat die
Mannschaft in dieser Saison dort noch nicht.
Dabei zeichnet das Team von Torge Greve vor allen Dingen ein Kader aus, der in seiner
Leistungsdichte nur von wenigen Konkurrenten erreicht werden kann. Insbesondere die
Rückraumpositionen sind mit einem Oliver Milde und Jan Schult auf der linken Seite und einem
Rickard Akerman und Antonio Metzner auf der rechten Seite erstligatauglich besetzt. Aber auch alle
anderen Positionen sind leistungsstark doppelt verfügbar, so dass Greve aus dem Vollen schöpfen
und Ausfälle leicht kompensieren kann. Insbesondere Oliver Milde hat sich zum Lübecker Goalgetter
entwickeln können, seine neun Tore in Aue zeugen von seiner Gefährlichkeit als Rückraumshooter.
Es wird also keine leichte Aufgabe für die Wölfe werden, gegen die Norddeutschen zu bestehen. Im
Gegenteil, Trainer Matthias Obinger ist klar, dass die Favoritenrolle, vielleicht noch im Gegensatz zur
letzten Auseinandersetzung, diesmal eindeutig verteilt ist. Die hat diesmal der Gastgeber eindeutig
für sich gepachtet. Zudem hat man aus der Hansehölle noch nie etwas Zählbares mitnehmen
können. Dennoch gilt es, für den Tabellenneunten das Beste aus dieser Lage herauszuholen, denn
dass die Norddeutschen auch mal wackeln können, haben sie ja trotz ihres ungeheuren Siegeseifers
in der letzten Auseinandersetzung bewiesen. Viel hatte damals jedenfalls nicht gefehlt, und die Wölfe
würden dieses Jahr nicht in der Hansehölle gastieren.