Aufstiegsfavorit gibt sein Gastspiel
(at) Die Wölfe und ihr heutiger Gast haben eine Gemeinsamkeit, denn beide standen am letzten Spieltag der vergangenen Saison in einem Herzschlagfinale, und für beide ging es nicht gut aus. Während die Wölfe denkbar knapp am Aufstieg ins Oberhaus des deutschen Handballs scheiterten, musste der Bergische HC punktgleich mit Altmeister Gummersbach nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses in die zweite Liga absteigen. Es wäre also leicht möglich gewesen, dass es gar nicht zu einer Auseinandersetzung in dieser Saison gekommen wäre oder beide sich in Liga 1 begegnet wären. So trifft man sich in Liga 2 zu einem Spiel, das allerdings einen klaren Favoriten hat.
Dass nämlich angesichts dieser Entwicklung der Bergische HC kein anderes Ziel haben kann, als direkt wieder aufzusteigen, versteht sich von selbst und wird noch klarer, wenn man den national und vor allen Dingen international hochkarätig besetzten Kader von Trainer Sebastian Hinze sich anschaut. Die Wölfe werden es nicht nur mit einer bunt gemischten Truppe aus Deutschen sowie insgesamt neun Spielern aus Ost- und Nordeuropa zu tun bekommen, sondern sich auch auf die geballte internationale Erfahrung aus 304 Länderspielen einstellen müssen. Diese Besetzung bietet Trainer Hinze eine lange Bank, denn jeder Spieler kann nahezu adäquat ersetzt werden, ein Garant für ein aggressives Abwehr- und Umschaltspiel und einen Positionsangriff der Extraklasse.
Und dass der BHC dieses Ziel mit aller Konsequenz verfolgt, kann man an seinem bisherigen Auftreten in Liga 2 sehen. 16:0 Punkte nach dem 8.Spieltag, im Schnitt wurden dabei um die 30 Tore im Angriff erzielt und nur etwa 23 Gegentreffer hingenommen, eine Qualität, die nur wenige Mannschaften aufweisen können. Mit dem 72-fachen isländischen Nationalspieler Arnor Thor Gunnarsson verfügt das Team von Sebastian Hinze zudem über einen Topscorer der Liga mit beeindruckenden Quoten, dazu eine Besetzung auf allen Positionen einschließlich der Bank vom Feinsten, kein Wunder, dass man den Gegnern bisher kaum eine Chance ließ. Nur einmal tat man sich auf Seiten der Wuppertaler schwer, als man im ersten Heimspiel auf den Aufsteiger Elbflorenz aus Dresden traf, der bis 10 Minuten vor dem Ende das Spiel offen halten konnte, um dann am Ende mit drei Toren das Nachsehen zu haben.
Nun haben die Wölfe ja schon vorsaisonal so ihre Erfahrungen mit Löwen gemacht, als der Deutsche Meister Rhein-Neckar-Löwen bei einem Testspiel in der sOliver-Arena gastierte und nur dort nur wenig Zählbares für den Zweitligisten übrigließ. Auch die BHC-Akteure haben sich diesem königlichen Tier verschrieben und ihm bislang durchaus Ehre gemacht. Es scheint wohl so zu sein, als würden die Wölfe eine Menge Mut brauchen, um den Kampf gegen ein solches Rudel aufzunehmen.
Dass die Unterfranken solche Spiele aber durchaus können, haben sie in der Vergangenheit schon bewiesen. Da mag man sich an die heißumkämpften Auseinandersetzungen mit dem HSC Coburg und an das denkwürdige Spiel gegen den damals schon fast sicheren Aufsteiger Lübbecke erinnern, als die Westfalen nur mühsam ein Unentschieden ins Ziel retten konnten. Das waren stets Kämpfe bis zum Letzten, die immer wieder eine ausverkaufte Arena zum Toben brachten. Cheftrainer Matthias Obinger wird sein Team an diese Erlebnisse erinnern, denn von diesen zehrt man sein ganzes Handballleben. Er weiß natürlich, dass die Wuppertaler klarer Favorit sind und ein Sieg nur denkbar ist, wenn alles dafür gegeben wird und alles zusammenpasst. Aber er weiß auch, zu was seine Wölfe im Verbund mit diesem grandiosen Publikum zu leisten in der Lage sind. Vielleicht wird es ja einer jener Tage, an die man sich später noch gerne erinnern wird.