Lange Gesichter in Eisenach
ThSV Eisenach vs. DJK Rimpar Wölfe 28:29 (16:18)
(at) Eigentlich hatte Eisenachs Trainer Christoph Jauernik den Spieß umdrehen wollen, nachdem sein Rimparer Pendant das Team von der Wartburg vor der Partie kurzerhand zum Favoriten erklärt hatte, als er vor dem Spiel die Unterfranken als Fastaufsteiger des letzten Jahres in höchsten Tönen lobte. Doch am Ende war ihm die Enttäuschung über eine erneute Niederlage und die Tatsache ins Gesicht geschrieben, dass er sich deutlich mehr gegen eine Mannschaft ausgerechnet hatte, die noch am letzten Wochenende daheim gegen Hamm gepatzt und dabei doch erhebliche Lücken im Deckungsverbund offenbart hatte. Und sicher waren seine Mannen auch aufgerufen, gegen die Unterfranken zu liefern. Dennoch, eine Heimniederlage wollte und konnte man sich eigentlich nicht leisten.
Doch am Ende gab es wieder einmal lange Gesichter in der Werner-Aßmann Halle, denn kaum ein halbes Jahr nach dem letzten Erfolg der Wölfe in der Lutherstadt stand erneut ein knappes 28:29 an der Anzeigetafel. Doch dieses Ergebnis, das so nach Herzschlagfinale roch, war keines, denn die Umstände, wie die Eisenacher den klaren Dreitorevorsprung schließlich noch bis auf ein Tor verringern konnten, werden sicher noch lange bei beiden Mannschaften, aber auch auf offizieller Seite diskutiert werden. So erzielte der Eisenacher Kreisspieler Marcel Niemeyer sein drittes Tor in der letzten Spielminute zum 27:29, nachdem Patrick Schmidt mit seinem zehnten Treffer und vierten verwandelten Strafwurf das vorentscheidende 26:29 eine Minute vor dem Ende markiert hatte. ThSV-Trainer Jauernik hatte noch einmal alles in die Waagschale werfen wollen und einen siebten Feldspieler auf das Feld geschickt. Dumm nur, dass der Eisenacher Keeper Stanislaw Gorobtschuk versäumte, das selbige zu verlassen, dumm in diesem Fall für die Wölfe, denn dieser kleine Regelverstoß entging sowohl der Aufmerksamkeit der Schiedsrichter, als auch der des dafür zuständigen Kampfgerichts. Auch schrumpfte auf seltsame Weise eine Aktion der Wölfe, die gut fünfzehn Sekunden beanspruchte, auf ein Drittel zusammen, so dass der beste Eisenacher Spieler, Adrian Wöhler, zum Anschlusstreffer einnetzen konnte. Dass beim letzten Wölfeangriff dann kurzzeitig dem Sekundenzeiger wieder Beine gemacht wurde, war daran zu erkennen, dass dem finalen Treffer von einem, an diesem Tag mit vier Toren überzeugenden Steffen Kaufmann, dann keine Anerkennung mehr zu Teil wurde.
Was auch immer da in der letzten Spielminute vor sich ging, Trainer Matthias Obinger focht es nicht an, denn mit seinem Team hatte an diesem Tag die geschlossenere, solider auftretende Mannschaft gewonnen. Gut, dominiert haben die Wölfe das Spiel nicht, obwohl sie nur zwei Führungen der Gastgeber zum 1:0 und zum 2:1 zugelassen haben, dazu war der Deckungsverbund immer noch nicht stabil genug, auch der eine oder andere Wurf zu überhastet. Insbesondere auf der rechten Abwehrseite der Unterfranken schafften die Eisenacher mit Einzelaktionen immer wieder Durchbrüche oder brachten den glänzend aufgelegten Wöhler ins Spiel und damit zu einem seiner sieben Treffer. Doch es gelang den Unterfranken mit verschiedenen taktischen Varianten den Gegner erheblich zu irritieren. So begann Obinger nicht mit dem von Jauernik erwarteten Benjamin Herth auf der Mittelposition, sondern mit Patrick Schmidt als Spielmacher, der wieder einmal durch seine Torgefährlichkeit bestechen konnte, und den erneut stark aufspielenden Benedikt Brielmeier auf der linken Rückraumseite. In der Abwehr machte eine seitlich versetzte 5:1 Abwehr dem nominell starken Eisenacher Rückraum, bei dem nur Alexander Saul Normalform erreichte, zu schaffen und das Spiel mit zusätzlichen Feldspielern avancierte mehr und mehr zum Erfolgsgaranten in schwierigen Situationen. Dass das gut funktionierte, war an einem zeitweisen Fünftorevorsprung in der ersten Hälfte abzulesen. Warum dann aber trotzdem immer wieder unerklärliche Einbrüche dazu führen, dass sich ein Gegner wieder bis auf 16:17 heranarbeiten kann, bleibt rätselhaft.
Dabei wirkte das Eisenacher Spiel recht eindimensional. Die steten Versuche des von der HG Saarlouis als Spielmacher an die Wartburg gekommenen Spaniers Ibai Meoki-Extebeste mit Einzelaktionen die Wölfe-Abwehr aufzureißen, hatte nur anfangs Erfolg, letztlich scheiterte er in den entscheidenden Situationen. Auch Goalgetter Matthias Gerlich blieb mit einem Feldtor an diesem Tag blass. Der gute Rimparer Schlussmann Max Brustmann hatte dessen Würfe wieder einmal im Griff. Und nur auf den einen oder anderen Erfolg eines Kreis- oder eines Außenspielers nach Einzelaktionen zu setzen, reicht auf diesem Niveau einfach nicht aus. So war der Erfolg der Wölfe in der Lutherstadt letztlich verdienter Lohn für taktische Überlegenheit, eine sehr gute kämpferische Einstellung und eine ansonsten grundsolide Handballarbeit. Kein schlechtes Omen für die schon morgen anstehende Partie gegen die Gäste aus Aue.
Die Statistik der DJK Rimpar Wölfe
Wieser, Brustmann - Kraus 1, S. Schmitt 1, Schömig 2, Böhm, Karle (n.e.), Gempp 1, Schäffer 2, P. Schmidt 10/4, Kaufmann 4, Siegler, Meyer (n.e.), Brielmeier 4, Herth 1, Sauer 3