“A Soul for Soul”

Red Skull

Eine Seele für eine Seele

Der ikonische Spruch aus der MCU Prodution “Avengers: Infinity War“ wurde schnell die Grundlage vieler Memes in sozialen Netswerken. Um den mächtigen Seelenstein zu bekommen, muss wer auch immer den Stein begehrt eine Seele opfern. Ganz so dramatisch wie das Opfer von Thanos oder Natascha Romanoff ist es hier sicherlich nicht.

Der Invest, den unsere Athleten geben müssen, um am Ende erfolgreich den Sprung in den Männerbereich zu schaffen, ist dennoch enorm hoch. Viele nehmen weite Fahrten zum Training auf sich (bis zu 100 km zum Training), oder ziehen bei uns ins Internat (aus Nürnberg, dem Allgäu, Fürstenfeldbruck oder Bonn). Selbst wenn sie zur Halle laufen können, der Einsatz, den unsere Spieler bringen müssen, ist enorm und dabei ist auch der natürlich zu erwähnen, dass es für alle Eltern ein ebenfalls großer Aufwand ist ihre Kinder zu Spielen und Training zu fahren, Thekendienste zu machen, Trikots zu waschen und vieles mehr. Genauso ist für uns als Abteilung das Aufrechterhalten des Leistungssports und das Halten des Status Quo eine permanente Aufgabe, die kein Nachlassen erlaubt. Trikotbestellungen, Personalplanung, Spieltechnik, Vorgaben des DHB und BHV umsetzen, Spielpläne, Gespräche mit Spielern und Eltern. Leistungssport ist aufwändig: Strukturell, personell und finanziell.

Dabei wollen wir dem Ruf gerecht werden, der den Handball aus Rimpar groß gemacht hat: Mit Spielern aus dem eigenen Verein haben wir es bis an die Schwelle zur ersten Liga geschafft. Diese Geschichte hat die DJK Rimpar geprägt und es ist immer ein Schönes in der Vergangenheit zu schwelgen und Heldengeschichten erzählen. Wir wollen genau diese Geschichte gar nicht nochmal neu erzählen. Das wird der Vergangenheit nicht gerecht, das wird aber auch den Athleten nicht gerecht, die ihre eigene Geschichte schreiben wollen.

In der letzten Dekade ist es uns gelungen uns auch jenseits der Wölfe Würzburg bzw. der DJK Rimpar Wölfe uns in Bayern einen Namen zu machen und sind zu einem der Aushängeschilder für Jugendhandball in Süddeutschland geworden. Mit etwas Verzögerung hat sich unsere Nachwuchsförderung bei der DJK Rimpar im Windschatten der Wölfe prächtig entwickelt. Dabei lebt das Konstrukt „Handball aus Rimpar & Würzburg“ immer von der Symbiose zwischen den Wölfen Würzburg und der DJK Rimpar. Der sportliche Erfolg und die sportliche Professionalität der Wölfe Würzburg sind natürlich unabdingbar, um hungrige Talente nach Rimpar zu holen, genauso aber um unsere Toptalente aus Rimpar und der nahen Region hier zu halten. Ohne die Perspektive auf hochklassig Männerhandball hinkt unsere Jugendförderung. Genauso aber brauchen die Wölfe Würzburg die DJK Rimpar. Die Charakteristik der Wölfe war immer mit hungrigen Talenten aus der Region zu arbeiten und die Nachwuchsarbeit der DJK Rimpar hat hierzu immer einen elementaren Beitrag geleistet, haben unsere Jugendteams und die Jungwölfe immer wieder Spieler ausgebildet und gefördert, die das Trikot der Wölfe in den letzten 10 Jahren getragen haben oder noch tragen: Profitiert haben von den neuen Strukturen und der intensivierten Nachwuchsförderung und Anschlussförderung Felix Karle, Luis Franke, Paul Siegl (jetzt 3. Liga mit der TG Landshut), Philipp Meyer (jetzt 1. Liga mit dem ThSV Eisenach) Jonas Krenz, Robert Tschuri und seit dieser Saison auch unsere beiden Youngster Tyler Grömling und Milan Kütt.

Die regemäßige Berufung unserer Talente in den Kader des BHV oder bisweilen auch einzelne in den DHB, aber auch unsere Platzierung in den obersten Ligen des Landesverbandes und die Qualifizierung für die Jugendbundesliga beweisen, dass wir eine enorme sportliche und strukturelle Entwicklung hingelegt haben. Die Metamorphose vom Dorfverein zu einem der Leuchtturm-Vereine in Bayer (O-Ton Bayerischer Handball Verband) war durchaus auch ein kontrovers diskutiertes Thema innerhalb des Vereins, war aber notwendig, um der dem allgemeinen Ruf nach Spielern für die Wölfe aus dem eigenen Verein nachzukommen. Diesem kollektiven Willen der DJK den Status mit eigenen Spielern in der 3. und 2. Bundesliga zu spielen bzw. nach einer Durststrecke wieder mit mehr eignen Spielern dort zu spielen haben wir vieles untergeordnet – auch mit Erfolg. Wir haben in den letzten 3 Jahren in Zusammenarbeit mit Johannes Heufelder und Julian Thomann insgesamt vier Rimparer Spielern die Perspektive geben können einen Profi-Vertrag bei den Wölfen Würzburg zu unterschreiben und ihrem Traum ein Stück näher zu kommen. Dieser Schritt gibt den Wölfen Würzburg auch wieder mehr regionale Identität und verwurzelt die Wölfe noch stärker zurück nach Rimpar. Dabei kann ich nur allen sagen, die sich noch immer nicht damit abfinden können, dass die DJK Rimpar Wölfe jetzt die Würzburg Wölfe sind: Entscheidend ist nicht was draufsteht, sondern viel mehr was drinnen ist und „drinnen“ ist ganz viel „Rimpar“ – und daran arbeiten wir seit Jahren, auch um den vielen Stimmen gerecht zu werden, die kritisieren, dass bei „den Wölfen“ keine Rimparer mehr spielen. Wir werden (jetzt erst) dem Auftrag gerecht, den ihr als Mitglieder und Fans vor vielen Jahren gegeben habt. Auch wenn die vergangene Saison hinter euren, aber auch unseren Erwartungshaltungen zurückgeblieben ist, vertrauen wir weiterhin auf die Richtung. Wir müssen unsere Arbeit immer wieder neu justieren und an die Grenzen ansetzen, die uns gesetzt sind: Personelle, demographische, finanzielle, aber auch lokale Einschränkungen limitieren uns daran noch mehr herauszuholen. Wir müssen zur kommenden Saison leider aus unserem Trainerteam Henrik Reuther, Lorenz Hofmann, Tim Bauder, unseren Torhüter-Trainer Nico Tilgner und unsere FSJlerin Melina Frank verabschieden. Auch Martin und Luca Frank werden in der kommenden Saison kürzertreten. Danke, für eure intensive Arbeit mit unseren Nachwuchstalenten. Willkommen im Team heißen wir dafür unsere neue D-Jugendtrainerin Ramona Gerhard-Schmitt, bei der B-Jugend Feix Heinrich und unsere Torhüter werden ab der kommenden Saison von Michael Fleder und Max Brustmann betreut. Für unseren Anschlusskader konnten wir Julius Weinhardt gewinnen, der über die Schnittstellen Wölfe – Jungwölfe ‚U23‘ – Jungwölfe ‚U19‘ unsere Talente coachen. Ebenfalls willkommen im Team heißen wir Finn Daugs, unseren neuen FSJler. Nach dem Ausscheiden unserer Physios Bianca Eisenmann, Manuel Koch und Ricco Schlüter freuen wir uns auf viele neue Gesichter. Zur Verbesserung der Betreuung unserer Spieler haben wir außerdem unsere Partnerschaft mit Predia gestärkt. Wir freuen uns auf frischen Wind im Team. Wir müssen unsere Nische, in der wir aktuell arbeiten, so gut es geht ausfüllen und ausreizen. Das Konstrukt Nachwuchsarbeit und Anschlussförderung ist dabei, wie ihr seht niemals starr, sondern passt sich ganz darwinistisch den Notwendigkeiten seiner Umgebung an. Dabei rückt zur kommenden Saison unsere Jugend, unsere Jungwölfe in der Oberliga und unsere Wölfe Würzburg noch enger zusammen. Durch zahlreiche gemeinsame Schnittstellen, eine gemeinsame charakteristische und attraktive Spielphilosophie erleichtern wir den Transfer unserer Talente zwischen den Mannschaften und verstärken das WIR.

Der Weg, den wir gegangen sind (und werden) wurde, wird aktuell und wird sicherlich auch in Zukunft durchaus auch kritisch betrachtet werden. Leistungsorientierter Handball verlangt seine Opfer (A soul for a soul), aber wir halten es nach wie vor für den richtigen Weg. Handball aus Rimpar wurde für mich aus zwei Gründen ein Verkaufsschlager: Natürlich hat uns ein starker Sinn für die Gemeinschaft und das Miteinander als Verein geprägt. Das allein, kann aber nicht unser Erfolgsrezept gewesen sein. Eine starke Gemeinschaft zeichnet viele Vereine aus und die wenigste davon klettern aus der Landesliga in die Bayernliga. Der ewige Drang nach oben und unser Hunger nach Erfolg – ein ewiges höher-schneller-weiter – hat den Handball der DJK Rimpar Bundesweit bekannt gemacht. Auf diese Tatsache und die Geschichte, die dabei geschrieben wurde, sind wir alle stolz. Viele von euch sind die letzten zwanzig Jahre dabei gewesen, haben die DJK begleitet und unterstützt, habt selbst gespielt oder trainiert oder Bier ausgeschenkt. Ich verstehe, dass euer Hunger – vielleicht auch wie mein persönlicher Durst nach Erfolg – gestillt ist. Aber hier sind gut 90 junge hungrige Athleten, die ihre Handball-Karriere noch vor sich haben. Viele sind nicht aus Rimpar, aber viele sind auch wie die Edelmanns, Märkers und Daugs seit mindestens der C-Jugend bei der DJK und halten uns die Treue auch nach einer schwierigen Saison.

Ist es nicht unsere Aufgabe, auch diesen jungen Talenten die Möglichkeit zu geben ihren Traum zu leben, ihr Handball-Sein zu gestalten und wie in den vergangenen zwanzig Jahren uns nicht davon abhalten zu lassen, dass andere gesagt haben „es geht nicht“. Es geht – und unsere Jungs werden es euch beweisen. Gibt ihnen die Chance, die wir alle hatten.

Wir sind alle nur das „Beiwerk“. Unsere jungen Sportler und ihre Ziele und Träume, stehen immer im Zentrum eines Sportvereins (egal ob im Breiten- oder im Leistungssport). Sie sind unsere sportliche Zukunft – und damit unsere Zukunft und unsere Daseinsberechtigung. „Eine Patek Philipp gehört einem nie ganz. (…) eigentlich bewahrt man sie schon für die nächste Generation.“ Diese Generation ist da und wartet auf ihre Chance – gebt sie ihnen.

Dr. Bastian Krenz