Sprungbrett? Karriereherbst? Bisschen Handball mit Harz?
U23 oder Ü30?
Über die vielen Identitäten unserer Jungwölfe und unsere Vision für die Zukunft.
Das Wort
turbulent fasst die Saison unserer Jungwölfe in der ersten vollständig gespielten Saison seit zwei Jahren wohl am besten zusammen. Am turbulentesten war wohl der rechtliche Hintergrund auf dem die Saison stand – die Durchführungsbestimmungen des Verbandes waren etwa so stabil wie Treibsand und die Vereine dürfen die bittere Pille jetzt in der Folgesaison schlucken – aber der Reihe nach.
Turbulent: Kurz vor dem Saisonstart verließ uns Headcoach Manuel Feitz berufsbedingt Richtung Ulm und Felix Heinrich und Bastian Krenz übernahmen kurzfristig die Jungwölfe. In der finalen Phase der Vorbereitung verloren die Jungwölfe etwas Zeit bei der Eingewöhnung. Der Saisonstart beim TSV Friedberg lief trotzdem nach Maß.
Turbulent: Bereits im zweiten Saisonspiel begann das Verletzungspech der Jungwölfe. Robin Scheler-Eckstein riss sich bei einem Zusammenstoß das Kreuzband. Im Verlaufe der Saison sollten noch Hanno Märker, Tino Fischer, Max Lang, Omar Tucovic, Jannis Weckesser und Nicolas Drabek ausfallen. Zudem standen Linus Dürr und Julian Thomann nur zur Verfügung, wenn sich die Spiele der Jungwölfe und der Wölfe nicht überschnitten. Von Wochenende zu Wochenende musste der Kader neu gebastelt werden – und gerade in der Phase der Playdowns mit zwei Spielen an einem Wochenende war dies eine enorme Belastung.
Turbulent: Auch wenn man sich in den Spielen gegen die unterfränkische Konkurrenz aus Waldbüttelbrunn und Lohr immer ordentlich schlug reichte es am Ende doch nur für 1:8 Punkten in den Derbys. Mit zwei Blackout-Spielen gegen Roßtal beförderten sich die Jungwölfe in der Vorrunde in arge Bedrängnis. Am letzten Spieltag der Vorrunde, im „Finale“ um den vorläufigen Klassenerhalt in Haunstetten, mussten sich die Jungwölfe am Ende in einem harten Kampf geschlagen geben.
Turbulent: Play-Downs. Natürlich war die Saisonunterbrechung durch Corona eine große Herausforderung für alle, Verband wie Vereine. Was der Resort Spielbetrieb da allerdings wieder aus dem „Hut gezaubert“ hat, war doch ein neues Level an Ignoranz gegenüber den Sportlern. In den Play-Downs und Play-Offs mussten die Vereine der Bayernliga zwei Spiele innerhalb von 36 Stunden absolvieren, jeweils verbunden mit Anreise von über 300 km. Eine kaum verantwortbare Belastung für die Sportler. Glücklicherweise gab es keine zusätzlichen schweren Verletzungen in dieser Phase der Saison.
Turbulent: Zum einen bestätigte sich die Feststellung, dass die Aufteilung der Bayernliga in Nord und Süd wohl kaum leistungsgerecht war, zum anderen war die Bereitschaft einiger Vereine die Saison mit Anstand zu Ende zu spielen, nicht bei allen gleich stark ausgeprägt. Eine Mannschaft zog zwei Spieltage vor Saisonende zurück und wirbelte die Tabelle nochmal ordentlich durcheinander.
Turbulent: Auf Grund erschreckend eklatanter Schwächen in den Durchführungsbestimmungen des Verbandes erstritt sich Erlangen-Bruck am vorletzten Spieltag der Saison die Punkte aus Spielen der Vorrunde. Die Bayernliga stand Kopf. Am Ende „löste“ der BHV das Problem indem er die Anzahl der Absteiger von 5 auf 3 reduzierte und verschob damit das Problem auf die Saison 2022/23. Auch mit Abstand bleibt die dilettantische Betreuung der Saison 2022/23 durch den Resort Spielbetrieb erschreckend.
Ein starker 10:0 Lauf in den Play-Downs sicherte den Jungwölfen trotzdem den Klassenerhalt – auch wenn der Verband es bis zum Ende der Saison spannend gemacht hat.
Turbulent: Die Bayernliga geht jetzt mit den „Altlasten“ der Saison 2021/22 in die Saison 2022/23. Die Liste an Herausforderungen ist lange:
(1) Durch den entschärften Abstieg in der Saison 2021/22 folgt ein verschärfter Abstieg in der Saison 2022/23 um die Regelzahl von 14 Mannschaften wiederherzustellen. Die Belastung der 16er Liga wälzt der Verband jetzt auf die Vereine ab, die in einem eh bereits dichten Spielplan jetzt 30 Spiele statt 26 Spiele unterbringen müssen.
(2) Auch wenn die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie weniger wurden zeigt uns der Sommer und die Vorbereitung trotzdem, dass die Ansteckungsgefahr weiterhin enorm hoch ist und auch fitte Athleten nach der Erkrankung nicht sofort in den Spielbetrieb zurückkehren können. Wie sollen so 14 Spiele bis Weihnachten terminiert werden? Welche Ausweichmöglichkeiten gibt es? Zur Not unter der Woche spielen in einer Liga in der nur Amateure spielen? Mitte August gibt es noch viele spieltechnische Fragezeichen, die die Männer-Bayernliga betreffen.
Auch wenn die Saison nicht zu jedem Zeitpunkt unter einem guten Stern stand haben wir trotzdem immer versucht das beste aus der Saison herauszuholen:
Konstant: Wir haben erfolgreich gemeinsam mit Julian Thoman die Grenze zwischen den Wölfen, den Jungwölfen und der A-Jugend reduziert und haben zum einen regelmäßig Spieler aus der A-Jugend im Spielbetrieb der Jungwölfe eingebaut und zum anderen auch Spieler der Jungwölfe in den Trainings- und Spielbetrieb des Profi-Teams integriert.
Diese Entwicklung soll in der kommenden Saison fortgesetzt werden. Drei Spieler aus dem Kader der Jungwölfe bilden den Perspektivkader der Wölfe (Robert Tschuri, Robin Scheler-Eckstein, Jonas Krenz), zum anderen werden die Spieler der JBLH-A-Jugend noch intensiver in den Trainingsbetrieb der Bayernliga-Männer eingebunden. Mit einer gemeinsamen Trainingseinheit am Dienstag und einem angepassten sportlichen Konzept für Abwehr und Angriff soll der Übergang vom Jugendbereich in den Männerbereich in Zukunft noch geschmeidiger gestaltet werden.
Die Jungwölfe gehen mit leicht verändertem Gesicht in die Saison 2022/23. Die Jungwölfe verlassen haben Linus Dürr (Profi-Kader), Hanno Märker (Studium), Max Lang (verletzungsbedingt), Benedikt Gräsl (Studium). Luis Franke wird in der Saison auf Grund eines Auslandssemester nur in der Rückrunde zur Verfügung stellen. Verstärken wird den Kader zur kommenden Saison Hannes Rabe (Oberliga Hessen) und Julian Sauer.
Auch auf der Trainerposition haben wir etwas Bewegung: Felix Heinrich, Philipp Reiß und Sebastian Kraus müssen in der kommenden Saison kürzertreten. Das Coaching übernimmt für die kommende Saison Bastian Krenz, Florian Kemmer, Max Lang (Athletik) und Bianca Eisenmann (Physiotherapeutin).
Sprungbrett? Karriereherbst? Bisschen Handball mit Harz? U23 oder Ü30?
Nun, was ist jetzt das „Ziel“ unserer Jungwölfe. Irgendwie alles davon ein bisschen. Am Ende spielen wir alle Handball, weil es uns Freude macht – egal ob am Anfang oder ehr am Ende der Karriere - egal ob wir noch große Träume vor uns haben und bereits eine große Karriere hinter uns haben. Am Ende bringt uns die Freude am Sport mit dem harzigen Leder zusammen und dabei können wir durchaus gut voneinander profitieren. Während „Jugend forscht“ viel frischen Wind, Energie und Motivation, vielleicht auch den einen oder anderen großen Traum in die Runde wirft, bringt „Alt“ eine Menge Erfahrung und Führungsqualität mit. Sie bringen den einen oder anderen Kniff oder Trick mit, den sie an „Jung“ weitergeben können. Am Ende sind wir also weder noch – weder U23 noch Ü30, weder Sprungbrett noch Hobby-Team – oder doch irgendwie beides?
Manchmal sind diese sehr unterschiedlichen Perspektiven innerhalb des Teams durchaus eine Herausforderung – am Ende bieten sie aber doch die besten Möglichkeiten, um unsere Nachwuchsspieler zu entwickeln, damit „Alt“ auch irgendwann den Staffelstab übergeben kann. Das Ganze soll ohne einen „Umbruch“ stattfinden, es muss ein kontinuierlicher Übergang sein. Jedes Jahr drängen junge, hoch motivierte aber auch sehr „grüne“ Nachwuchstalente aus dem Jugendbereich in den Männerbereich. Sie können und müssen von der Erfahrung unserer verdienten Spieler profitieren, müssen sich an neuen Maßstäben messen, um vielleicht in Zukunft auch mal neue Maßstäbe zu setzen, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen und dann irgendwann der nächsten Generation an Nachwuchstalenten das Leben vielleicht erstmal etwas schwer machen, ihnen dann aber auch den Weg in den Männerbereich zeigen.
Unser Ziel ist es die vielen gut ausgebildeten Talente am Ende der Jugendzeit auch in unseren Männerbereich zu transferieren – egal ob mehr „hobbymäßig“ bei Herren 3, mit ambitionierten Zielen bei Herren 2 oder mit großen Träumen in den Profikader.
Daran wollen wir uns messen lassen in der kommenden Saison: Eine gute Platzierung in der Bayernliga gepaart mit dem aktiven Integrieren unserer Nachwuchstalente aus der A-Jugend der Jahre 2004 und 2005. Wird es wieder turbulent? Möglich, der Modus der Bayernliga – erneut aufgeteilt in Nord- und Süd-Staffel und die unklaren Aussichten auf die Rückrunde bieten viel Potential. Unsere Mannschaft, eine spannende Mischung aus „Team Alt“ und „Jugend Forscht“ ist allerdings auch immer für eine Überraschung gut.
Bastian Krenz